Bevor ich mich dem eigentlichen Thema dieses Teils der Reihe widme, möchte ich nochmal betonen, dass der Einstieg in die Bilderarbeit im letzten Teil mit innerer Kind-Arbeit schon durchaus relativ hoch gegriffen war. Ich verweise daher auch hier nochmal auf die Einleitung, also Teil 1 der Reihe wo es eine deutlich leichtere Übung gibt, um überhaupt mal auf die Art mit seinen Gefühlen in Kontakt zu treten.
[Disclaimer: Bilderarbeit erfolgt auf eigene Gefahr, ist keine Therapie und auch kein Ersatz für eine Therapie! Vor dem Ausprobieren unbedingt die bisher veröffentlichten Teile lesen! Teil 1, Teil 2]
Wir neigen ja oft dazu, zumindest auf gewisse Gefühle äußerst unvirtuos zu reagieren. Bei Wut führen viele einen endlosen, sinnlosen Streit im Kopf weiter, Trauer wird oft einfach versucht zu unterdrücken (Oh wie peinlich es wäre, einfach mal zu weinen, stattdessen) usw. Bilderarbeit in der einfachsten Form kann sehr hilfreich dabei sein, sich mit einem ungeliebten Gefühl sozusagen mal an einen Tisch zu setzen und dem aufmerksam zuzuhören, sich dem zuzuwenden. Gleiches gilt- selbstverständlich- aber auch für andere Ansätze und Techniken. Ich habe ja bereits schon auf Dämonenfütterung verwiesen. Achtsamkeitspraxis, respektive Meditation ist auch eine Möglichkeit, sich solchen Gefühlen zuzuwenden und dann herauszufinden, worum es im Kern dabei geht. Man könnte auch sagen, dass für Bilderarbeit grundsätzlich eine achtsame Haltung, voller Interesse und Neugier und möglichst widerstandsfrei essentiell ist- diese Haltung kann aber auch durch die Bilderarbeit gefördert werden. Es gibt also viele Wege, sich in einem ersten Schritt überhaupt unangenehmen Gefühlen zuzuwenden und diesen dadurch auch mit wahrer Könnerschaft zu begegnen. Wer Fragen oder Probleme dabei hat, kann sich gern in den Kommentaren oder per Mail an mich wenden, ich werde versuchen darauf einzugehen!
Bei Gefühlen in einfacher Form ist das Vorgehen dann so:
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Schnelleinleitung
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Präsent machen
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Direkt oder Gestalt?
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Nachricht des Gefühls?
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Was braucht das Gefühl tatsächlich, worum geht es dabei?
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Dem Gefühl geben, was es braucht.
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Effekt überprüfen (Gefühl noch da? Ja/nein/ein bisschen- ggf. nacharbeiten, indem man mit dem Rest oder dem veränderten Rest wieder bei Punkt 2 einsteigt)
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ggf nachwirken lassen, Trance beenden
Nun zum eigentlichen Thema dieses Teils der Reihe: Inneres Kind, Abholen vs. Integrieren
Kontaktaufnahme & Abholen
Im zweiten Teil der Reihe habe ich ja bereits darauf hingewiesen, dass manche Menschen sich dem inneren Kind zu stürmisch nähern, was mitunter nicht gut ankommt, weil das Kind nach der ganzen Zeit, in der es verstoßen bzw. abgespalten war, nicht so schnell Vertrauen fassen kann. Wie schwierig sich der Erstkontakt zum inneren Kind darstellen kann, möchte ich hier an ein paar (extremen) Beispielen aus meiner Praxis erläutern.
Erstmal ein noch nicht ganz so extremes Beispiel: Es gab wirklich mal einen Fall, wo jemand sein inneres Kind am liebsten gleich knuddeln wollte- der Kleine war aber total überfordert davon. Wie ich bereits in Teil zwei andeutete, hab ich in dem Fall wirklich den Vorschlag gemacht, sich zunächst mal nebeneinander auf eine Bank zu setzen. Das half auch bei dem Problem.
In einem anderen Fall gab es eine äußerst knifflige Kontaktanbahnung über mehrere Monate- könnte sogar ein Jahr gewesen sein. Als wir per Bilderarbeit das erste mal bei dem Kleinen waren, fanden
wir ihn in einer kargen Landschaft vor- völlig allein und er wirkte auch sehr verloren. Und es stellte sich als ganz besonderes Problem heraus, dass wir den Jungen nicht ansprechen konnten. Er
reagierte in keinster Weise auf die Kontaktversuche- als würden wir ihn durch eine dicke Glaswand beobachten, durch die kein Laut hindurchdringt und durch die er uns, genauer meinen Auftraggeber
nicht sehen kann. Bei sowas ist dann Kreativität gefragt! Ich schlug also, nachdem normale Wege nicht klappten (hingehen, ansprechen- wie in der 'richtigen Welt' eben) erstmal 'Telepathie' vor-
klappte aber auch nicht. Es war aber sonnenklar, dass der Kleine dort nicht allein bleiben sollte. So kamen wir dann darauf, ihm lauter 'Alliierte' reinzuschicken ins Bild. Gesagt, getan und die
Helden der Kindheit und frühen Jugend zu dem Kleinen reingeschickt. Das klappte dann. Sogar einen Zettel vom Auftraggeber konnten wir so hinein 'schmuggeln' und damit eine erste, zarte
Kontaktaufnahme herstellen.
Im Lauf von wie gesagt etlichen Monaten, wurde es nach und nach besser. Ein neues Bild vom inneren Kind tauchte auf. Es war diesmal nur schwer ansprechbar, weil es mit einer Tastatur schwer zu
Gange war und sich nicht stören lassen wollte, aber schon von Anfang an waren diesmal immerhin Alliierte mit im Bild drinne. Nach und nach war es möglich mit den Alliierten (hier ein Bär und eine
Frau) das innere Kind von seiner 'Arbeit' abzubringen (was es mit solchen seltsamen Fixierungen auf gewisse Beschäftigungen auf sich hat, kläre ich in einem späteren Teil auf). Wieder einige
Wochen oder Monate später, war dann endlich der Auftraggeber in direktem Kontakt mit dem Kind. Jedoch wagte er sich nicht, dem Kind verbindlich zu versprechen, sich nun um es zu kümmern- die
Selbstzweifel waren noch immer zu groß.
Dieser Verlauf ist beispielsweise sehr zäh und langsam- aber in sich vollkommen stimmig. Da es hier vorrangig ums innere Kind gehen soll, beschreibe ich an dieser Stelle absichtlich nicht, was wir alles zwischendurch noch zusätzlich an Bilderarbeiten gemacht haben. Diese Schritte haben aber zum allergrößten Teil direkt und indirekt dazu beigetragen, die riesige Distanz, die da ursprünglich war, den völligen 'Nullzugang' zu diesem Anteil zu beheben. Im Wesentlichen ging es dabei darum, Werte und Glaubenssätze, sowie auch Loyalitätskonflikte in puncto Eltern(haus) aus dem Weg zu räumen und so den Auftraggeber nach und nach immer näher zu sich selbst, respektive an sein inneres Kind heranzuführen. Stimmig am Verlauf ist außerdem, dass es sich bei dem Auftraggeber um einen (mild bis moderat ausgeprägten) 'Freeze-Typus' im Sinne von Pete Walkers Einteilung handelt. Bei diesen Menschen ist es Teil der Fixierung, dass sie wenig bis gar nicht mit ihren Gefühlen, besonders den 'weichen/schwachen' in Kontakt sind. (Auf den Freeze Typus und die anderen F-Typen und dem Zusammenhang zu Bilderarbeit komme ich dann in einem anderen Teil eingehend zu sprechen, Geduld!). Insgesamt ist dieses Beispiel jedenfalls hoffentlich eine gute Illustration dafür, wie schwierig und langwierig es ggf. sein kann, überhaupt den Kontakt herzustellen. Es erfordert Geschick, Geduld und viel Kreativität bei so einer Ausgangslage weiter zu kommen- aber es lohnt sich ungemein! Das Kind bei diesem Auftraggeber ist nun inzwischen relativ nah bei ihm, sprich abgeholt. Das ist schon ein großer Erfolg- aber es ist noch nicht integriert.
Ein weiteres Beispiel für eine recht desaströse Gemengelage ist folgender Fall: Eine Auftraggeberin, die als Teenager schwere Magersucht hatte, findet ein inneres Kind in einem Verlies vor. Es ist aber kein 'normales' Kind, vom Bild her, sondern ein Skelett (das bedarf wohl keiner weiteren Interpretation). :-(
Zum Glück befinden wir uns ja aber in der inneren Welt und nicht in der, wo physikalische Gesetze gelten und es stellt sich heraus, das Skelett kann sprechen. Es ist schwierig, es da einzusammeln- die Knochen würden ja auseinander fallen. Also kam es zunächst mal in eine Art Rucksack, den die Auftraggeberin sich auf den Rücken schnallte und das Skelett-Mädchen eine Weile so mit sich herum trug. Wenige Tage oder Wochen später, lief 'Lettie', wie das Skelett-Mädchen getauft wurde schon neben der Auftraggeberin her. Es wurde zusehends lebendiger, bekam Farbe, ein Gesicht, Haut usw. und ist inzwischen integriert. Die Probandin dachte aber wohl beim ersten Auffinden, da sei nix mehr zu retten (und ich war auch etwas geschockt zunächst). In dem Zusammenhang sei also nochmal betont: Man begibt sich mit Bilderarbeit in ein Reich, wo normale Gesetzmäßigkeiten nicht (zwingend) gelten! Besonders als Navigator muss man immer auf sowas achten und ggf. drauf hinweisen! Wenn der einfache Hinweis darauf nicht reicht, liegt es meist daran, dass sich der Auftraggeber nicht als selbstwirksam (genug) erlebt, so wie bei dem Beispiel-Fall davor. Alternativ dazu wird ein (innerer) Gegner (sadistischer Vater, manipulative Mutter usw.) auch als zu mächtig wahrgenommen. Dann muss man schauen, woran es liegt, dass da ein Mangel in der Selbstwirksamkeit bzw. eine als erheblich empfundene Übermacht von jemand anderem vorhanden ist. Oftmals sind das (negative) Fremdeinflüsse, wie durch den 'inneren Kritiker', um den es u.a. im nächsten Teil der Reihe gehen wird.
Last but not least, gibt es beim Abholen auch noch ein anderes Problem: Nämlich mangelndes Mitgefühl mit dem inneren Kind und in schweren Fällen gar starke Ablehnung dessen.
Für beide Probleme kann es unterschiedlichste Ursachen geben. Bei mangelndem Mitgefühl ist es oftmals so, dass der Auftraggeber so stark mit der Täter-Sicht identifiziert ist, dass er/sie auch kein Mitgefühl mit sich selbst hat, angesichts der schweren Vergangenheit oder auch akuter Alltagsprobleme (vgl. auch dieses Video von mir). Oftmals ist das so bei Co-Abhängigen, respektive Menschen mit Helfer-Syndrom-- und da hängt auch oft ein großer Schuldkomplex im System, zu dem ich auch in späteren Teilen explizit was sagen werde. Diese Menschen wurden dazu getrimmt, ja regelrecht dressiert, gegen sich selbst total rücksichtslos zu sein und sich ausschließlich um das Wohlergehen anderer zu kümmern und das Fehlverhalten ihrer Mitmenschen andauernd ausgiebig zu entschuldigen und zu rechtfertigen, statt angemessene Gefühle für sich selbst zu entwickeln. Dagegen hilft mitunter folgende Schnell-Intervention, die sowohl in der Bilderarbeit, als auch während des Gesprächs eingesetzt werden kann: Die Dummy-Person
Bei Menschen mit Kindern, geliebten Mitmenschen, notfalls Haustieren o.ä. geht das meist relativ leicht. Ich fordere sie dazu auf, sich das gleiche Schicksal, das sie erlitten haben, mal für die geliebte Person, das eigene Kind, Haustier o.ä. vorzustellen. Bei diesem Abgleich wird in der Regel sofort klar, was die Person eigentlich (!) auch für sich fühlen müsste- es aber aus Gründen nicht fühlt. Wenn das in der Bilderarbeit gelingt, gelingt in der Folge meist auch der Transfer aufs innere Kind (besser) und ein Kontakt wird möglich(er). Auch hier ist ggf. Kreativität gefragt! Traurigerweise gibt es wirklich manchmal Fälle, wo es nicht einen einzigen Menschen gibt, den man statt seiner selbst einsetzen könnte. Wenn dann auch kein Haustier zur Hand ist, muss man sich was überlegen! Man könnte dann zum Beispiel nach einem Lieblingstier fragen, was derjenige nicht als Haustier besitzt. Wenn das auch nicht hilft, würde ich nach fiktiven Personen (Helden oder Identifikationsfiguren aus Büchern, Filmen, Comics,...) oder anderen Vorbildern fragen. Irgendwas sollte sich finden lassen- wenn sich gar nix finden lässt, würde ich anfangen, nach der Blockade zu suchen, die es dann sehr wahrscheinlich zuerst zu beseitigen gilt. Es wäre möglich, dass jemand zum Beispiel gerade so deprimiert ist, dass er/sie nicht in der Lage ist für egal wen, positive, zugeneigte Gefühle zu empfinden. In so einem Fall muss ganz klar zuerst daran gearbeitet werden, sonst machen andere Bilderarbeiten gar keinen Sinn!
Ähnlich wie im Beispiel mit dem Skelett-Mädchen kann es aber auch zu Missdeutungen von Gestalten und daraus folgender Abwehr kommen. Konkret: Ein inneres Kind erscheint initial in so abschreckender Form, dass es nicht als inneres Kind erkannt wird, sondern abgelehnt. Bei einer Auftraggeberin erschien zum Beispiel mal ein regelrechtes 'Monster'Kind. Es kotzte grünes Zeug- wie Linda Blair im Film 'Der Exorzist'- fauchte, wütete- es war richtig eklig und mega-wild. Angesichts der Vorgeschichte in dem Fall, wo nichts, aber auch gar nichts an Wut offen gezeigt werden durfte, es aber ausreichend Grund dafür gab, wegen mannigfaltigem Missbrauch, eine absolut stimmige Erscheinung! Dieses innere Kind musste also erstmal als solches erkannt werden- das ist dann der Job des Navigators, das klar zu sehen und zu kommunizieren. Dafür sind oftmals die Nachrichten der Gestalten, sowie natürlich, was über die Vorgeschichte schon bekannt ist, sehr hilfreich- und eben wie immer: Intuition! Nachdem das geklärt war, durfte das 'Linda Blair'-Kind sich erstmal in Ruhe auskotzen und wüten- irgendwann hat sie sich dann beruhigt und konnte integriert werden.
Es gibt jedoch auch noch schwerere Fälle von Ablehnung des inneren Kindes. Das betrifft in meiner bisherigen Erfahrung vorrangig Männer, ohne das jetzt als Regel aufstellen zu wollen. Der Begriff 'toxische Männlichkeit' ist ja derzeit in aller Munde und ich sehe das Ausmaß desaströser Schäden davon auch in meiner Arbeit als spiritueller Scout. Bei einer hohen Identifikation mit sog. toxischen männlichen Eigenschaften (Unempfindlich gegen Gefühle, nicht weinen dürfen, immer stark und hart sein müssen, keine Schwäche zeigen dürfen- der ganze Mist ist damit gemeint) bzw. einem unhinterfragten diesbzgl. 'Idealbild', kommt oft eine starke Abwehr gegen verletzliche, kindliche Anteile zum Tragen. Am stärksten ist das- soweit meine bisherige Erfahrung- bei älteren Männern ausgeprägt, somit als Kohorteneffekt zu verstehen, sowie bei Menschen mit einer (milden bis moderaten) narzisstischen Tendenz. Bei letzteren findet man zum Glück noch genug Reflexionsfähigkeit vor, um überhaupt arbeiten zu können, aber die Emotionsregulation ist extrem verarmt- sprich: auf alles wird mit 'Wut' reagiert, was anderes gibt es nicht oder nur schwach ausgeprägt. Und dann wird halt auch der kleine, weinende Junge abgekanzelt wie nix Gutes... Beziehungsweise hab ich es sogar schon erlebt, dass ein Auftraggeber spontan sein inneres Kind geschlagen hat, bevor ich das hätte verhindern können. Solch ein Verhalten verweist einerseits auf schreckliche Verhaltensweisen der Eltern, sowie auf einen tief verinnerlichten Selbsthass, der eben aus den schlimmen Erfahrungen mit den eigenen Eltern resultiert. Denn, ein Kind was von seinen Eltern zu wenig geliebt wird, beginnt nicht, seine Eltern zu hassen- es beginnt stattdessen sich selbst abzulehnen. Und wenn das dann in starken Selbsthass überkippt und gepaart ist mit einem narzisstischen Role-Model (in dem Fall isses der Vater), ist der Grundstein für einen narzisstischen Stil gelegt (vgl. auch dieses Video von mir)
Bei solchen Problemen lohnt es sich aus meiner Sicht enorm, auf verschiedenen Ebenen für Emanzipation zu sorgen. Ja, da kann auch mal was gutes, feministisches als Lektüre empfohlen werden (oder zum Einstieg dieser Artikel von mir), in Gesprächen kann man einwirken u.v.m.. Ich hab da oft das Gefühl, dass ich einerseits als Frau einen sehr guten Zugang zu diesen Männern habe, sie sich mir besser öffnen können, als es vermutlich bei einem männlichen Scout der Fall wäre- und andererseits bin ich halt trotzdem auch 'hart/cool/autonom/was immer' genug, um in puncto Stärke und gemeinhin männlichen Eigenschaften für voll genommnen zu werden. Und es scheint auch glaubhaft zu sein, wenn ich solchen Männern ggü. meine Vorstellungen von einem 'idealen Mann' berichte- zum Beispiel, wenn ich glaubhaft vermittle, dass ich es extrem schön, berührend und teils auch 'sexy' finde, wenn Männer weinen können. Das macht aus meiner Sicht oft nachhaltigen Eindruck. Zudem ermutige ich solche Männer auch, ihre eigene Definition von Männlichkeit zu finden und zu leben. Der Mann zu sein, der sie wahrhaft sein wollen- statt irgendwelchen komischen Fremdbildern nachzueifern. Naja und wir arbeiten natürlich dann auch mit Bilderarbeit am Auflösen von gewissen Glaubenssätzen, am Wegschicken von Fremdeinflüssen etc.. Solang, bis es eben keine Abwehr mehr gibt, das eigene innere Kind tröstend in den Arm zu nehmen.
Gegebenenfalls kann es sich auch als hilfreich und sinnvoll erweisen, die 'ideale Männlichkeit', oder aber auch die 'ideale Weiblichkeit' Gestalt annehmen zu lassen- damit ist hier die gesunde Form gemeint. Das war zum Beispiel so bei dem einen Fall weiter oben, wo nach langer, zäher Kontaktaufnahme dann irgendwann ein Bär (ideal-männlich) und eine Frau (ideal-weiblich) im Bild waren. Es kann auch helfen, sich innere 'Ideal-Eltern' zu basteln (vgl. Pete Walkers Konzept des 'Re-Parenting'). Ein Schritt, der für die Integration bzw. für die Zeit zwischen Abholen und Integration oftmals sehr hilfreich ist. Manchmal braucht es das aber schon zum Abholen. Wenn beim Probanden völlige Hilflosigkeit auftaucht. Er/sie nicht weiß, wie man das Kind da weg holen könnte, was man tun müsste, um es zu umsorgen- dann ist es hilfreich, einen 'idealen Erwachsenen' auftreten zu lassen, der das erstmal für einen übernimmt. Oder aber zu fragen, was denn ein idealer Erwachsener jetzt wohl tun würde. Das hilft dem Gegenüber oft, über Denkblockaden hinweg zu kommen- denn im Grunde wissen wir, was ein idealer Erwachsener tun würde. Nur oft fühlen wir uns nicht so, als ob das etwas wäre, was wir in dem Moment tun könnten.
Und gerade bei Menschen mit milder Narzissmus-Neigung, ggf. aber auch in vielen anderen Fällen, ist es ohnehin gut, sie auf ihre eigenen weiblichen Anteile, respektive ihre eigenen männlichen Anteile hinzuweisen. Das ist oftmals sehr wirkunsgvoll, um das ewige Sehnen und Suchen nach einem Partner, einer Partnerin, der/die es richten soll, zu beenden. Wie ich in diesem Snippet-Video erörtere, hilft es nämlich im unaufgeräumten Zustand überhaupt nicht weiter, sondern macht meist nur noch mehr Probleme, all sein Seelenheil auf das Finden eines Partners zu projizieren. Und wie ich in diesem Artikel en detail beschreibe, sind innere Kinder nunmal auch nix, was man irgendwelchen andren Menschen auf den Schoß setzen sollte (oder auch nur könnte!). Und ganz allgemein hilft es im Reifungsprozess weiter, sich mit seinen weiblichen und männlichen Anteilen zu befassen, auszusöhnen und sie zu integrieren.
Nachdem ich nun über das Abholen einiges erläutert habe, kommen wir nun zur Integration bzw. der Frage: Was tun nachdem man das Kind abgeholt hat?
Der sichere Ort
Zunächst mal möchte ich erwähnen, dass es ggf. für das Abholen sinnvoll sein kann, einen sicheren Ort zu schaffen. Manchmal ergibt sich das schon direkt durch die Bilderarbeit. Man findet ein Kind an einem schrecklich finsteren Ort und es ist klar, das muss da weggeholt werden. Manchmal reicht es, wie im Skelett-Beispiel, das Kind zu sich zu holen, also Körperkontakt herzustellen. Manchmal braucht es aber einen sicheren Ort- für beide, Auftraggeber und inneres Kind, um erstmal genug Schutz und Ruhe für alles weitere zu haben. Neulich kam es zum Beispiel zu einem der seltenen Abbrüche in einer Bilderarbeit. Der Proband war völlig überwältigt von Angst vor seiner Mutter, die sich auch zunehmend in eine Horror-Figur verwandelte in der Situation, dem Bild. Wir mussten da ganz schnell raus, um Schlimmeres zu verhindern (mehr dazu in späteren Teilen, besonders unter dem Punkt 'Troubleshooting')- da war aber noch der kleine Junge. Ich habe also den sicheren Ort ins Spiel gebracht, indem ich das vorschlug. Mein Auftraggeber erinnerte sich zum Glück an einen Schutzkreis aus Licht, den er schon aus seiner Kindheit kannte. Den hat er schnell um sich und den Jungen gezogen und erst dann sind wir raus gegangen. Einen sicheren Ort kann man auch versuchen, sich mit dieser Meditation von mir zu bauen.
Ein weiterer sinnvoller Grund für einen sicheren Ort kann auch sein, wenn man in schneller Folge mehrere innere Kinder abholt. Manchmal ist es schon vorgekommen, dass in einer einzigen Bilderarbeit 3 oder mehr innere Kinder auftauchten- die müssen dann in der Regel erstmal 'geparkt' werden, wofür sich ein sicherer Ort als extrem sinnvoll erweist.
Die Versorgung
Ob nun mit oder ohne sicheren Ort: Wenn das Kind abgeholt wurde, muss es meist noch eine Weile versorgt werden, bevor es sich integrieren kann. Die Versorgung ist im Prinzip eine Form von Re-Parenting, wie weiter oben schon erwähnt. Es geht hierbei darum, sich selbst rückwirkend mit genau dem zu versorgen, was die eigenen Eltern versäumt haben und was man daher so schmerzlich vermisst hat, dass man den Schmerz in Form des unterversorgten inneren Kindes weit von sich weg abgespalten hat. Das heißt auch- wenn wir uns nochmal an das Linda-Blair-Beispiel erinnern, dass es wahrlich nicht immer darum geht, ein inneres Kind zärtlich zu streicheln und liebkosen. Manche wollen kotzen dürfen, andere schreien, die nächsten haben Hunger, andere wollen, dass man mit ihnen etwas spielt, malt, bastelt, die nächsten auf den Arm usw. Wichtig ist, dass man da ist, als starker, idealer Erwachsener, der das alles tragen und halten kann- egal, was das Kind macht und will! Die Haltung ist: Ich liebe Dich bedingungslos und ich geh nie mehr weg. Ganz egal, wie lang Du brauchst- ich bin und bleibe hier bei Dir. Ich lass Dich nicht alleine in deiner Not!
Je glaubhafter man es schafft, diese Haltung zu verkörpern, je steter man dran ist, indem man täglich mehrfach kurz 'rein zappt' zum inneren Kind und Zwiesprache hält- umso schneller sind die inneren Kinder bereit, integriert zu werden! Aber: Es ist auch kein Wettlauf! Es dauert solange, wie es dauert! Als (idealer) Erwachsener hat man dafür unendliche Geduld. Hat man die nicht, sollte man mit einem Hilfs-Bild eines idealen Erwachsenen arbeiten. Das innere Kind darf nicht das Gefühl bekommen, Druck und Zwang ausgesetzt zu sein! Davon hatte es genug! Wenn man darauf fixiert ist, es durch die Integration möglichst schnell weg zu kriegen ist das ein typischer Fall von Ziel im Weg!
Bei sehr schweren Fällen ist es auch möglich, dass die Persönlichkeit so stark zersplittert, so in der Entwicklung gestört ist, dass ein inneres Kind ein ganzes Jahr und länger nachträglich re-parented werden muss. Erfreulicherweise gelingt das bei meinem (einzigen) diesbzgl. Härtefall auch ganz hervorragend- es braucht halt eben sehr viel Zeit und auch einiges an Engagement.
Die Integration
Wenn man also nach mehr oder weniger großem Vorlauf das Kind abgeholt und ausreichend versorgt hat, geht’s an die Integration. Meist merken meine Auftraggeber das von selbst, wenn es soweit ist. Manchmal muss ich auch daran erinnern. Man kann es aber oftmals leicht daran merken, dass das Kind keine Bedürfnisse mehr äußert, es satt&zufrieden wirkt, manchmal etwas schläfrig. Bei manchen ändert sich auch das ganze Aussehen- vgl. das Skelett-Beispiel. In manchen, sehr günstigen Fällen, oftmals bei Menschen, mit denen ich mich in den letzten Zügen von Phase 1 befinde, integrieren sich Kinder auch direkt schon beim Abholen. Wenn sowas passiert ist das also kein Fehler, sondern ein gutes Zeichen, wenn's einfach so durchflutscht!
Aber Vorsicht- das ist nicht zu verwechseln damit, dass man ein Kind einfach wieder vergisst, nachdem man es abgeholt hat! Auch dafür sind die Aufzeichnungen, die ich mir für die Navigation bei der Bilderarbeit mache, sehr wertvoll. Ich kann dadurch nötigenfalls daran erinnern, dass da noch ein Kind zu integrieren ist von neulich...
Was genau ist also mit Integration gemeint?
Integration hat viele Gesichter. Manchmal 'morpht' oder 'glitscht' ein Kind in einen rein. Es ist etwa so, wie wenn ein Tropfen Wasser in den Ozean fällt. Manche Kinder werden spontan von meinen Auftraggebern irgendwo in den Körper 'gesteckt'. Da können Klappen oder andere Öffnungen auftauchen, wo so ein Kind dann reingelegt wird, Klappe schließt sich, Kind ist 'drin' und dann auch 'weg'. Wobei mit weg gemeint ist, dass der jeweilige Auftraggeber sich in der Regel dadurch vollständiger, stabiler, ganzer, heiler, mehr bei sich fühlt. Manchmal ist das auch mit Energie-Phänomenen gepaart. Herz wird auf einmal ganz warm, eine tiefe Ruhe überkommt einen, manchmal fließen auch Freudentränen (die tauchen auch mitunter beim Erstkontakt auf- bzw. da auch oft Trauer und Erleichterung) etc.. Außerdem ist das Thema bzw. der Themen-Aspekt, in dessen Zusammenhang das Kind aufgetaucht ist, danach auch in aller Regel behoben oder hat sich wenigstens deutlich verbessert. Mitunter taucht dann kurze Zeit später ein neuer Aspekt oder ein anderes Thema auf.
Ein weiterer Punkt ist, dass innere Kinder, die integriert wurden nicht mehr neben einem her laufen, auch nicht mehr am sicheren Ort zu sehen sind oder wo sie halt sonst aufgetaucht sind. Natürlich kann man sich noch an die Bilder erinnern- aber das sind dann ganz klar als solche wahrnehmbare Erinnerungen, keine 'aktiven' Bilder mehr. Ich behaupte, man merkt den Unterschied mit etwas Erfahrung sehr leicht. Man könnte sagen, es ist der Unterschied wie zwischen einer frischen, blutenden Wunde und einer Narbe. Ist das Kind integriert hat man noch die Narben der Vergangenheit- aber die eigentliche Wunde in dem Zusammenhang ist geheilt.
Bei manch Auftraggeber dauert das Integrieren als solches auch etwas. Das hat aus meiner Sicht mit der Fähigkeit, Dinge einfach geschehen zu lassen, statt sie kontrollieren zu wollen, zu tun. Sehr stark kontrollierende Menschen tun sich mit einer geschmeidigen Integration in einem Rutsch oftmals schwer(er), als eher 'durchlässige' Menschen. Da kann es dann sein, dass es Stunden oder Tage dauert, bis das innere Kind gaaaanz langsam reinflutscht und sich in Wohlgefallen auflöst und damit nicht mehr als 'Einzelteil' im Körper wahrgenommen wird. In diesen Fällen hilft wie immer Geduld, ggf. auch ein expliziter Hinweis darauf, das jetzt einfach mal geschehen zu lassen und es kann auch sinnvoll sein, mal ne Bilderarbeit zu dem Kontroll-Kram zu machen, um den zu schwächen oder bestenfalls ganz aufzulösen.
Wichtig in Bezug auf die Integration ist noch: Bevor man sich um so ein Kind kümmert und es versucht zu integrieren muss wirklich sichergestellt sein, dass es auch das eigene innere Kind ist! Neulich tauchte bei jemandem ein Kind auf, ich dachte es sei ein inneres Kind und erst als es schon ans integrieren ging, klärte mich mein Gegenüber darüber auf, dass das Kind erstens nicht reingeht und zweitens auch gar nicht aussieht wie er, sondern eher wie eine Tante von ihm mutmaßlich als kleines Kind. Zu solchen Phänomenen sag ich später noch mehr, aber ich spoile schonmal: Bisher war es immer so, wenn ich was nicht richtig einsortiert habe (oder mein Auftraggeber oder beide), dass dann die (fälschliche) Integration von Fremdeinflüssen auch schlichtweg gar nicht funktionierte. Umgekehrt isses so, wenn man ein ohnehin abgespaltenes inneres Kind fälschlich wegschickt, weil man glaubt es sei ein Fremdeinfluss (Stichwort: Linda Blair!) passiert: nix. Es wird nicht ernsthaft schlimmer- das Kind war ja schon abgespalten! Es wird aber halt auch nicht besser, da falsche Richtung. Das ist ein großer Pluspunkt von Bilderarbeit- sie ist fast 'bulletproof'. Es ist (fast!) nicht möglich, dabei was ernsthaft falsch zu machen. (Was man dennoch falsch machen kann- dazu später mehr!)
Mit dem Abschluss von diesem Teil verlasse ich dann erstmal die Richtung 'Reinholen-Integrieren', um mich im nächsten Teil zunächst dem Thema 'Wegschicken von Fremdeinflüssen' zu widmen. Es gibt aber noch andere Formen des Abholens und Integrierens- besonders beim Thema Wächter/Türsteher komme ich darauf nochmal zu sprechen. Noch später kommen dann noch mehr komplexe Themen,von Wächtern/Türstehern bishin zu transgenerationalen Issues, für die Du, lieber lesender Mensch aber schon einen Einblick darüber haben musst, was das mit dem Wegschicken auf sich hat. Daher geht’s also im nächsten Teil der Reihe erstmal ums Wegschicken von innerem Kritiker und Co!
Stay tuned!
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Tobi (Mittwoch, 17 April 2019 18:37)
Ein sehr klarer, gut verständlicher und sehr lebendig wirkender Artikel. Vielen lieben Dank dafür, dass Du das hier alles bereitstellst und uns an Deiner Pionierarbeit teilhaben lässt.
egobuster (Mittwoch, 17 April 2019 22:14)
dankeschön! ob das nun pionierarbeit ist kann ich nicht sagen, aber es ist auf jeden fall schön wenn 'da draussen' menschen sind, die das lesen und damit was anfangen können! :-)