Alchemie der Psyche- eine Blogreihe zur Vorstellung meiner Bilderarbeit, Teil 1

 Artwork by Yuri Shwedof
Artwork by Yuri Shwedof

Spätestens seit meinem letzten Blogartikel, dürfte deutlich sein, dass eine Art Paradigmenwechsel bei mir ansteht, respektive sich vollzogen hat. In früheren Jahren, besonders ganz zu Anfang der Website, hatte ich einen sehr hohen Output und hab über alle möglichen, teils sehr unterschiedlichen Themen geschrieben- und mitunter auch 'geschrien' ;-). Halt einfach alles, was mir in den Sinn kam rausgehauen. Das hat sich aus verschiedenen Gründen sehr stark verändert. Einer der wichtigsten davon ist: Ich hab jede Menge mit dem Scouting zu tun und wenn's kein 'Dauerauftrag' ist, kommen noch einzelne Impuls-Sessions dazu. Die große Nachfrage an diesen Angeboten ist natürlich sehr erfreulich- nur blieb so kaum noch Zeit und vor allem Energie fürs Schreiben und/oder meinen Youtube-Kanal übrig. Aber Ideen sprudeln nach wie vor und wollen umgesetzt werden. So gab es kürzlich von mir 3 neue Snippet-Videos  und mit diesem Blogartikel starte ich ein regelrechtes Großprojekt. So könnt eventuell Ihr, liebe LeserInnen, etwas von all dem profitieren, was ich in den One on one-Sessions mit meinen Auftraggebern gelernt und entdeckt habe. Statt ein Buch zu schreiben, ist das hier der erste Teil einer längeren Artikel-Reihe zu dem, was ich 'Bilderarbeit' nenne. Eine Art Methode, die sich nach und nach direkt in der praktischen Arbeit mit meinen Scoutees heraus kristallisiert hat- und sicherlich noch weiter entwickeln wird, weshalb ich zwar derzeit von ca. 9 Artikeln zur Sache ausgehe- könnten aber noch mehr werden, je nachdem wie die Reise weitergeht.

 

 

 

Also, legen wir mal los! Zuerst mal mit einer Art Disclaimer:

 

Es sei gesagt, dass alles, was ich hier vorstelle in Action entstanden ist, sozusagen durch autodidaktische Feldforschung. Es handelt sich hierbei weder um eine Therapie- denn ich bin keine Therapeutin- noch soll diese Vorgehensweise eine Therapie ersetzen! Wenn Du Bilderarbeit ausprobieren willst, machst Du das auf eigene Gefahr!

 

Weiterhin ist Bilderarbeit eine offene Vorgehensweise. Das heißt, sie enthält bereits jetzt viele Einflüsse von anderen Methoden, kann ergänzt werden, abgeändert, nur in Teilen angewendet usw.

 

Ich erhebe schon allein aufgrund der vielen Inspirationen, sowie 'zufälligen' Parallelen  mit anderen Praktiken keinen Originalitätsanspruch. Sollte beim Lesen jemand denken, Moment mal, das ist aber aus Methode xyz, sei noch angemerkt: Auch ich kenne nicht alle Methoden für innere Aufräumarbeiten, die es so gibt. Es ist durchaus möglich, dass ich etwas 'erfunden', genauer: entdeckt habe, was es, ohne dass ich davon weiß, bereits gibt. Infos dazu können mir gern übers Kontaktformular oder in den Kommentaren gegeben werden.

 

Ansonsten möchte ich noch klarstellen: Ich hab Bilderarbeit weniger erfunden, als kombiniert und herausgefunden- unter erheblicher Mithilfe der vielen, großartigen Menschen, die mir bislang ihr Vertrauen entgegen gebracht haben. Ohne Euch, ohne Eure Offenheit, Tapferkeit und Euren Mut, mich zu Euren eigenen Höllen, Euren tiefsten Abgründen und dunkelsten Orten mitzunehmen, gäbe es dieses schöne Tool nicht. Dafür bin ich unendlich Dankbar!

 

 

 

Wieso Bilderarbeit?

 

Ganz grundlegend sei erstmal daran erinnert, dass ich den Erwachensprozess in zwei große Phasen unterteile. Zuerst kommt Phase 1 namens ErwachSen und dann Phase 2: Erwachen. Wieso ich das so mache und inwiefern zwischen beiden Phasen ein starker Zusammenhang besteht, kann man in einigen Blogartikeln, oder auch in diesem Video erfahren. Etwas neuer und ich glaube bisher auch noch nicht irgendwo von mir ausgesprochen ist vielleicht noch die Beobachtung, dass manche Menschen schon allein aufgrund von ErwachSen fast nahtlos daran angeschlossen auch erwachen. Ein Grund dafür mag sein, dass diese Menschen per se nicht so starke Denker sind. Ich meine damit nicht, dass sie dumm sind, sondern, dass sie nicht rechthaberisch sind, wenig zu Absolutheit neigen, sich vieles vorstellen können, ohne sich dabei allzu sicher oder sehr stark auf penible Gründlichkeit bedacht zu sein. [Ich zum Beispiel brauchte definitiv die Phase zwei, um mich um den Verstand zu bringen. Der Kopf hätte sonst zu schwer gewogen, um zu erwachen. ;-) ]

 

Phase 1, also ErwachSen nimmt bei der großen Mehrzahl meiner Auftraggeber auch den meisten Platz ein. Der Teil dauert meist deutlich länger, ist blutiger, härter, schmerzhafter-- auch für mich als Scout. Und die Bilderarbeit ist inzwischen bei mir das Mittel der Wahl, für diesen steinigen Teil des Wegs. Das heißt also, zur Orientierung: In allen kommenden Artikeln dieser Reihe befinden wir uns streng genommen in Phase 1. Es gibt inzwischen auch einige Übungen von mir für Phase 2- aber darüber sage ich eventuell mal was gesondert. Und selbst, wenn Du nicht erwachst: wenn es Dir gelingt ErwachSen zu werden, hast Du schon mehr für Dein Leben erreicht, als der Großteil Deiner Artgenossen. Du lebst dann Deinen True Will im Einklang mit einem tiefen Vertrauen ins Leben und hast womöglich erheblich mehr Lebensqualität als je zuvor. Lohnt sich also...

 

 

 

Wie ist Bilderarbeit entstanden? Wovon ist sie beeinflusst?

 

Um es nochmal ganz klar zu sagen: Bilderarbeit entstand erst durch meine Arbeit als spiritueller Scout. Das heißt, als ich im Sommer 2014 anfing die (traumatische) Scheiße aus mir rauszukloppen, gab es das noch gar nicht. Ich selbst bin bei mir viel intuitiver, deutlich unstrukturierter und auf ne Art fast schlafwandlerisch-tastend vorgegangen. Überdies hatte ich keine Ahnung, wohin mich das Ganze bringen würde, als ich mich auf den Weg machte. Ich wollte nur weg, von all dem wo und was ich war  und hatte offenbar ein gutes Gespür und vermutlich auch etwas Glück bei dem Unterfangen, sowie den festen Entschluss, dass alles anders/besser werden muss, auch wenn ich dabei drauf gehe (siehe dazu auch hier). Als ich dann später meine Arbeit als Scout aufnahm, stand ich direkt vor dem Problem, wie ich mit anderen Menschen an die neuralgischen Punkte gelangen könnte und das nach Möglichkeit auch noch halbwegs schnell und mit wenig Trial&Error. Einige Blogartikel von mir zeugen davon, wie ich darum ringe, das 'Durchfühlen' was ich in meinem Prozess irgendwie entdeckt und angewendet habe, verständlich zu beschreiben. Und für manche Menschen ist und war das allein auch schon eine große Hilfe und in manchen Fällen sogar völlig ausreichend.

 

Für etliche andere Menschen, sowie Issues, war es das aber nicht. Da musste mehr Struktur rein, mehr klare einzelne Schritte. Also ließ ich mich von vielen Dingen inspirieren und begann auhc einige in dne Sessions direkt zu entdecken. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber ich vermute, es fing damit an, dass ich Konzepte aus der 'inneren Kind'Arbeit entlehnte. Das heißt, ich fing damit an, Auftraggeber an das Kind zu erinnern, was sie mal waren, welches ggf. gelitten hat und Trost und Liebe und Sicherheit benötigt, um heilen zu können. Das hilft bekanntlich dabei, sich besser anzunehmen, mehr Selbstliebe und auch Selbstfürsorge walten zu lassen, weicher zu werden, sich selbst Trost zu spenden usw.

 

Weiterhin nutzte ich hin und wieder die Methode der 'Dämonenfütterung'. Diese ist an für sich bereits ein strukturiertes Vorgehen, ein Hilfsmittel, um, besonders unangenehme Gefühle durchzufühlen. Das grobe Vorgehen ist dabei so: Man lässt beispielsweise seine Wut auf einem Stuhl vor sich Platz nehmen (indem man sie visualisiert) und stellt die Fragen: Wie soll ich mich durch Dich fühlen? Was brauchst Du wirklich von mir, damit es Dir (dem Gefühl) besser geht? Und: Wie würde es Dir gehen, wenn Du von mir bekommst, was Du brauchst?

 

Am Beispiel Wut wären mögliche Antworten:

 

  1. Ich will, dass Du in Raserei gerätst und zerstörerisch bist!

  2. Ich brauche Sicherheit, Trost und Zuwendung.

  3. Dann würde ich mich beruhigen können und mein Schmerz würde abklingen.

 

Das nur zur Illustration, was mit Durchfühlen gemeint ist- man guckt nach, was tatsächlich hinter dem vordergründigen Gefühl versteckt ist und befriedigt das in der zweiten Antwort zu Tage getretene Bedürfnis (sprich: man füttert den entsprechenden 'Dämon' mit genau dem, was er wirklich braucht). Bei Wut ist das sehr oft Schmerz, Trauer, Angst oder ähnliches. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht im Beispiel um alte Wut, die nicht gelöst ist und immer wieder kommt, ganz besonders gern an unpassenden Stellen. Sprich, da ist was verknotet und muss gelöst werden, weil es sonst Probleme macht. Gegen frische, kontextbezogene und effektiv und angemessen eingesetzte Wut (oder Trauer, Freude- you name it!) ist überhaupt nichts einzuwenden! Bring die da wo sie hingehört zum Ausdruck und fertig.

 

Es gibt jedoch auch andere Knoten, gemischte Gefühle, Konditionierungen, Glaubenssätze u.v.m., wo aus meiner Sicht weder Dämonenfütterung noch innere Kind-Arbeit wirklich greifen oder überhaupt sinnvoll sind. Mitunter ist es auch schlichtweg so, dass der Mensch mit der Wut, zum Beispiel, gar keine Ressourcen hat, um der Wut Trost und Zuwendung zu geben. Oder aber, der Mensch weiß gar nix von seiner Wut, weil da soviel im Inneren falsch verkabelt ist und noch viel mehr tief unten vergraben, dass man die Wut gar nicht direkt bearbeiten kann. Oder da ist halt eine vage Empfindung- aber man kann die gar nicht näher beschreiben. In diesen Zusammenhängen hab ich quasi aus Versehen einiges 'neu erfunden' bzw. entdeckt, was es bereits gab, bzw. bereits andere vor mir entdeckt haben, wie mir dann hinterher in einigen Fällen klar wurde. Ich fing zum Beispiel irgendwann an, meine Auftraggeber aufzufordern, sich ein Gefühl präsent zu machen, und mir dann zu beschreiben:

 

  • Wo sitzt es im Körper? (erstaunlich vielen Menschen ist gar nicht klar, dass ihre Emotionen im Körper zu spüren sind- worauf ich dann oft frage, wo denn sonst? ;-) )

  • Was genau ist das für eine Empfindung? (damit meine ich explizit NICHT die Interpretation als Angst, Wut, Trauer, sondern die Beschreibung mit Worten wie: drückend, stechend, pochend, flau, britzelig usw.)

  • Kann man sie mit weiteren Adjektiven beschreiben? ( Im Sinne von: Wenn es eine Farbe wäre, welche wäre das? Wenn es eine Temperatur hätte, welche wäre das? Material? Textur? Wie lässt sich das Gefühl sonst noch beschreiben?)

 

Und dann anzufangen, mit dem Gefühlsgebilde in Dialog zu treten.

 

Das Element hat, wie ich inzwischen herausgefunden habe, wohl einiges mit der großartigen Arbeit von Mike Hellwig  gemeinsam, ohne, dass ich das zuvor gewusst hätte. [Ein Auftraggeber machte mich auf die Ähnlichkeiten zwischen unsrer Sicht und auf Mike Hellwig überhaupt aufmerksam. Danke an der Stelle!] Eine weitere Parallele zwischen uns ist das Konzept des Wächters (Hellwig) bzw. bei mir hieß es ursprünglich 'Türsteher'. Zum Thema Wächter/Türsteher wird es in dieser Reihe einen gesonderten Artikel geben, daher sei an dieser Stelle nur auf mein diesbzgl. Video hingewiesen und um etwas Geduld gebeten!

 

Grundsätzlich eine spontan auftauchende Empfindung sofort in den Fokus zu nehmen, sprich den Zugang über den Körper zu nutzen und dessen ureigenste Weisheit sprechen und arbeiten zu lassen (ggf. in der Form, dass der Körper sich zuckend und zittert traumatischer Energien entlädt) hat auch viel Überschneidungspunkte zu 'Somatic Experiencing' von  Peter Levine, sowie zu der bereits mehrfach empfohlenen Arbeit von D. Bercelli, namens TRE.

 

Aus Versehen ein zweites mal erfunden habe ich auch das sogenannte 'Re-Scripting', bei dem man eine traumatische Situation rückwirkend heilen kann, indem man sie erneut vor seinem geistige Auge ablaufen lässt, dann aber statt Ohnmacht, Schockstarre o.ä. sich wirkungsvoll zur Wehr setzt, erfolgreich flüchtet, eine Heldengestalt hinzukommen lässt, die einen rettet oder anders hilft etc. Bei Somatic Experiencing kommt dieses Element, wenn ich es richtig verstanden habe, auch vor. In dem Video hier beschreibe ich ein solches Re-Scripting, was ich bei mir selbst intuitiv gemacht habe, ohne zuvor von der Methode gewusst zu haben.

 

Und als wenn das nicht schon ganz schön viele Einflüsse wären, kommen dann noch knapp drei Jahre Erfahrung von mir dazu, sowie der Umstand, dass die Auftraggeber während der Bilderarbeit in einer leichten Trance sind. Sprich eine Prise Hypnose ist in der ganzen Vorgehensweise auch mit drin.

 

Wenn es dann, wie meistens, darum geht, ein Lebensrätsel zu lüften- sprich, herauszuarbeiten, wie es dazu kam, dass AuftraggeberIn xy genau dieses Leben mit genau diesen Problemen bislang geführt hat und die Erinnerungen auch noch bruchstückhaft sind, muss man mitunter echte Detektiv-Arbeit leisten. Und wenn's gut läuft, resultiert das in der Regel dann irgendwann in einem Moment 'when everything falls into place'- wo sich alle Puzzleteile zusammenfügen, ein vollständiges Bild ergeben. Das ist oftmals extremst erleichternd und damit dann auch wieder ein Stück heilsam. Denn dann tauchen in der HInsicht meist keine oder kaum noch Fragen auf und man kann weiter gehen...

 

 

 

Zusammen genommen ist Bilderarbeit also etwas sehr flexibles, im Wachstum begriffenes und  damit auch äußerst komplex. Daher möchte ich diesem schönen Werkzeug gerecht werden, indem ich ihm viele Artikel widme, womit es dann hoffentlich auch für andere Menschen anwendbar wird, so sie das denn versuchen wollen.

 

Durch die detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise wird dann auch sicherlich nach und nach klar, wo Gemeinsamkeiten, aber eben auch relevante Unterschiede zu anderen Methoden bestehen. Ein Unterschied ist aber vielleicht schon jetzt klar: Ich stelle Bilderarbeit hiermit kostenlos zur freien Verfügung, da ich der Ansicht bin, dass ich hierbei nichts erfunden habe, sondern durch die Erkundung des Unterbewusstseins und ggf. anderer Gebiete einfach nur bestimmte Mechanismen entdeckt habe, die mir nicht gehören, sondern die in jedem einzelnen von uns vorhanden sind. Ich hab nur was entdeckt und ein paar Schlüsse daraus abgeleitet- es gehört mir nicht!

 

 

 

Es ist gut möglich, dass auch in weiteren Folgen dieser Artikel-Reihe mehr Einzelheiten zu den bereits hier im ersten Teil angesprochenen Punkten hinzu kommen.

 

Ein Punkt, den ich hier noch anreißen möchte, sind Vor- und Nachteile von Bilderarbeit, respektive auch die Frage: Für wen ist Bilderarbeit geeignet und für wen eher nicht?

 

Bilderarbeit ist ja wie gesagt in meinen Einzel-Settings entstanden. Das kann man sich so vorstellen, nach einem Vorgespräch, bei dem sich das aktuelle Thema, der akute Knoten meist schon bemerkbar macht, wird eine schnelle Trance-Induktion vollzogen. Mein Gegenüber sitzt dann also entspannt, meist mit geschlossenen Augen da und macht sich einen bestimmten Aspekt präsent. Ich gebe sozusagen 'Regie-Anweisungen' und schreibe auch mit. Ich sehe mich in der Rolle eines Navigators, oder 'Houston', während mein Gegenüber sozusagen das 'Medium', der 'Psychonaut' ist und mir berichtet, was er/sie sieht, fühlt, bzw. auch, was eine Gestalt (dazu später mehr) auf unsere Fragen hin antwortet und wie sie reagiert.

 

Diese Vorgehen ist zugleich vor- und nachteilhaft. Bei sehr verworrenen Bilder-Reisen, die mitunter so verschachtelt sein können, wie im Film 'Inception', ist es natürlich eine große Entlastung für den Auftraggeber, eine 'Ground-Control' zu haben. Jemand, der den Überblick behält, mitschreibt, auf Unstimmigkeiten hinweist und ggf. auch Mut zu irgendwelchen Schritten macht oder Unklarheiten beseitigt.

 

Aber nicht jeder Mensch- auch leider nicht jede(r) meiner AuftraggeberInnen- kann sich in der Gegenwart eines anderen Menschen soweit entspannen, wie es für die Bilderarbeit nötig wäre. Wenn es einzig&allein an der störenden Anwesenheit einer anderen Person liegt, ist daher mein Rat: Probiers alleine! Eine sehr gute Freundin von mir wendet vieles aus der Bilderarbeit sehr erfolgreich bei sich selbst an- und ist zudem in der Lage, währenddessen auch noch selbst mitschreiben zu können. Kleiner Einschub: Der Umstand, dass sie freiwillig seit längerer Zeit einen Selbstversuch mit dem Ansatz macht und dabei zu enormen Ergebnissen kommt, zeigt mir auch, dass sich Bilderarbeit wirklich auf andere Menschen übertragen lässt und daher mit meiner Person absolut nicht zusammenhängt. Sie ist damit sozusagen Probandin Nr. 1, was die Generalisierbarkeit von Bilderarbeit angeht- dafür auch maximalen Dank und Respekt von mir!

 

Was meine liebe 'Probandin Nr. 1' jedoch aus meiner Sicht sehr besonders macht, ist halt der Umstand, dass sie es bei all dem, was in so einer Bilderarbeit abgehen kann, es noch fertig bringt, simultan mitzuschreiben. Also, wenn Du das schaffst- maximalen Respekt! Wenn Dich das überfordert und Du aber zu gehemmt bist, einen 'Navigator' hinzu zu nehmen, wäre mein Rat es möglichst bei einfachen, straighten Arbeiten zu belassen und/oder ggf. komplexere Themen in Teilschritte zu unterteilen.

 

Es gibt aber leider noch mehr Probleme bei der Anwendbarkeit, die ich fairerweise gleich im ersten Kapitel der Reihe ansprechen möchte.

 

Eins davon ist eine zu gering ausgeprägte 'Suggestibilität'. Mit dem Begriff ist neben 'simpler' Beeinflussbarkeit auch die Fähigkeit gemeint, wie leicht- oder eben nicht- sich jemand hypnotisieren lässt. Damit steht und fällt nicht nur das Gelingen einer Hypnosetherapie (oder auch von Show-Hypnose), sondern eben auch der Einstieg in die Bilderarbeit- ob nun mit Navigator, oder im Alleingang. Mir ist nicht bekannt, ob es möglich ist, die eigene Suggestibilität zu erhöhen. Ich kann daher nur raten, es auszuprobieren, danach bist Du schlauer und weißt, ob das was für Dich ist, oder nicht.
Umgekehrt ist es für den Navigator bei einer Bilderarbeit auch extrem wichtig, auf Formulierungen zu achten- auf die eigenen, aber auch auf die vom Gegenüber, damit keine ungewollte Beeinflussung geschieht! (Dazu werde ich im Verlauf der Artikel-Reihe auch noch detaillierte Hinweise geben- Geduld!)

 

Ein weiteres Problem bei der Anwendbarkeit, was eventuell sogar mit dem Punkt davor in Zusammenhang steht, ist die Fähigkeit, sich auf seine Gefühle und Körperempfindungen einzulassen. Manche Menschen, oftmals leider, aber auch logischerweise gerade die, mit den schlimmsten Altlasten im Gepäck (konkret: schwerste Traumatisierungen), haben sich in den hintersten Winkel ihres Denkens zurückgezogen und wollen mit ihren Körpern und/oder Emotionen einfach nix zu tun haben. Sie haben extreme Angst davor, ihren Körper zu spüren, Gefühle zu fühlen etc.. Sie fühlen sich oftmals taub oder wie eingefroren oder wie unter einer Dunstglocke eingesperrt oder tonnenschwer und möchten da- verständlicherweise- nicht so gern reinspüren. In diesen Fällen scheint es erstmal eher darum zu gehen, überhaupt Kontakt zum Körper aufzunehmen- ohne da gleich in die Tiefe und ggf. in unangenehme Bereiche vorzustoßen. Sprich, solche Menschen profitieren erstmal am meisten davon, einen Sport ihrer Wahl zu machen, falls möglich Massage in Anspruch zu nehmen, viel in der Natur zu sein u.ä.. Also auf möglichst sanfte und unverfängliche Art, sich dem Körper und den Sinneseindrücken usw. anzunähern. Wenn Du das liest und Dich in der Beschreibung wiederfindest, sei Dir zudem ganz herzlich die Arbeit von Pete Walker ans Herz gelegt- es ist möglich, dass Du ein 'Freeze'-Typus bist...

Gegebenenfalls könnte BIlderarbeit auch für Menschen mit Psychose-Neigung riskant oder zumindest ungünstig sein. In diesen Fällen würde ich empfehlen eine Körper-zentrierte (Trauma)Therapie in Erwägung zu ziehen (sofern eine Traumatisierung vermutet wird, natürlich) und auf alle Fälle bei den eingestellten Medikamenten zu bleiben! Änderungen an der Medikation niemals im Alleingang- nur in Absprache mit dem behandelnden Psychiater! Und auf keinen Fall Bilderarbeit alleine probieren! Es besteht sonst eventuell die Gefahr, sich in der eigenen Fantasie völlig zu verlaufen!

 

 

 

Soooooo. Das war jetzt eine sehr umfangreiche Vorrede bzw. Einleitung und vielleicht bist Du jetzt gespannt wie ein Flitzebogen, wie denn das ganze nun konkret aussieht. Ich werde aber hier und heute nicht all mein Pulver verschießen, weil es der Sache nunmal einfach nicht gerecht würde. Ich spoile aber schonmal, dass ich im nächsten Artikel dieser Reihe was zum allgemeinen Vorgehen sagen werde und in dem Zusammenhang dann auch eine Art 'Entscheidungsbaum' vorstelle, der sicherlich einiges zum besseren Verständnis beiträgt.

 

Für jetzt gibt es noch eine kleine Vorübung, mit der Du ein bisschen herumspielen kannst, testen, ob Du auf die Art überhaupt in Kontakt zu Deinem inneren Erleben kommst und einen kleinen Vorgeschmack auf Bilderarbeit erhältst:

 

 

 

  1. Mach es Dir bequem, achte darauf, dass es nicht zu kalt oder zu warm ist und Du für ein paar Minuten wenigstens ungestört bist.

  2. Schließe die Augen und lass alle möglicherweise vorhandenen Rest-Spannung los. Du kannst Dir dafür zum Beispiel vorstellen, dass Deine aktuellen Gedanken, Gefühle Verspannungen usw. einfach in den Boden unter Dir abfließen dürfen oder auch einige Male extra tief und lang ausatmen und Dir vorstellen mit der Ausatmung fließe die Rest-Spannung aus Dir heraus. Kurzum: Fahr Dich etwas runter und mach Dich nach Möglichkeit 'leer'.

  3. Achte nun auf Deinen Körper, evtl. auf Deine Stimmung/aktuelle Gefühle. Und nimm am besten einfach die Empfindung, das Gefühl in den Fokus, was ohnehin am deutlichsten präsent ist. Solltest Du Schwierigkeiten dabei haben, etwas präsentes zu finden, kannst Du auch quasi-zufällig einfach irgendeinen Körperteil (Bauch, einen Fuß- irgendwas) in den Fokus nehmen!

  4. Versuch nun, nachdem Du etwas ausgewählt hast, Dir diese Empfindung, oder Körperstelle genau anzuschauen. So, als müsstest Du das jemandem möglichst genau beschreiben. Wie fühlt sich das da an? Dumpf, stechend, fluffig, schwer, leicht- blau, rot, kalt, warm, wie Metall, Feuer, Erde, Beton, Gummi... der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Beschreibe so kreativ, wie es Dir stimmig vorkommt, es gibt kein richtig oder falsch dabei.

  5. Und dann, stelle ganz offen die Frage an die Körperstelle/Empfindung/Emotion ob sie eine Nachricht für Dich hat. Und, am wichtigsten: Warte jetzt ab! Versuche nicht, die Antwort vom Verstand geben zu lassen! Es kann sein, dass der schon die ganze Zeit wettert, was Du da für einen Unsinn machst, was das bringen soll o.ä. Oder bzgl. Nachricht losätzt: "Nachricht!? Das ist Dein Fuß, herrgottnochmal! Was soll der denn für ne Nachricht haben? Was für eine gequirlte Scheiße!" Beachte den Aufstand am besten nicht weiter und bleib geduldig bei der Frage, ob Empfindung, Bereich, Gefühl xy eine Nachricht für Dich hat.

 

 

 

Wenn Dir das gelingt, kann es gut sein, dass da sehr lustige, erstaunliche, evtl. aber auch berührende oder traurige Botschaften kommen.

 

Drei Beispiele von mir, von heute, beim Schreiben des Artikels hier:

 

  • Vorhin war da ein Kribbeln, eine Art Gänsehaut-Schauer am Rücken. Nachricht 1 war: Oh ja, geil Freude, es macht Spaß das hier zu schreiben. Dann leichte Veränderung des Kirbbel-Gefühls und Nachricht 2 war: Is aber auch etwas kalt inzwischen, hol Dir mal ne Decke!

  • Dann kam: Druck in der Blase, Nachricht: Mach mal Pause! (ok, erledigt)

  • Und jetzt sagen noch ein leicht verspannter Rücken und ein leichter Druck auf der Stirn zu mir: Feierabend für heute! ;-)

 

Und das mach ich jetzt auch. Möchte nur noch anmerken, dass das jetzt natürlich sehr triviale, seichte Beispiele sind. Aber ich denke, zum Üben ist das auch erstmal völlig ok, einen niedrigschwelligen Einstieg aufzuzeigen. Heftig(er) wird es in späteren Artikeln dann ohnehin noch und ich möchte auch vermeiden, dass jemand das hier liest und ohne ausreichend Kenntnisse über die Bilderarbeit aus Versehen oder Ungeduld zu tief in den Kaninchenbau hüpft.

 

Dann also bis bald, zum zweiten Teil der Reihe. Im zweiten Teil wird, es, sofern sich an der Gliederung nix ändert, dann um die allgemeine Vorgehensweise, mit Entscheidungsbaum gehen und das Ganze stelle ich dann vrstl. Anhand von Gefühlen/Empfindungen, sowie innerem Kind in Reinform vor. Bis dahin, heiter weiter!

 

 

 

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