Über Püppis, Stories und den Nullpunkt- oder auch: Die Welt aus erwachter Sicht

© José David Morales García
© José David Morales García

Ich bin schon eine seltsame Erwachte. Jedenfalls anscheinend eine, die so gar nicht den gängigen Klischees entspricht. Ich hab ein Schandmaul, rauche und bin auch anderen Rauschzuständen gegenüber nicht gänzlich abgeneigt. Ich esse hin und wieder Fleisch, kann ganz schön laut sein und sage klar&deutlich, was mir gefällt und was nicht.

Gerade letzteres- also, dass ich nach wie vor Vorlieben und Abneigungen äußere, Wertungen wie 'gut' oder 'schlecht' benutze- verwundert immer wieder auf's Neue einige Menschen.

 

 

Das an sich wäre noch nicht Grund genug für einen Blogartikel- allerdings wittere ich in der Verwunderung über meine Wertungen ein weit verbreitetes Missverständnis in Bezug aufs Erwachen. Und mit dem mal etwas aufzuräumen, ja, das ist definitiv einen Blogartikel wert!

 

 

 

Eng an das (unzutreffende) Klischee geknüpft, Erwachte hätten keinerlei Vorlieben oder Abneigungen mehr, ist im Prinzip auch meine ganze Weltsicht, seit Erwachen. Natürlich wird sie durch die Worte, die ich ja zwangsläufig gebrauchen muss, um irgendwas auszusagen, auch gleich wieder verfälscht- dennoch ist es den Versuch wert, da mal etwas mehr Klarheit rein zu bringen, wie die Welt aus erwachter- zumindest 'meiner' erwachten- Sicht aussieht.

 

 

 

1. Schritt: Der Berg ist ein Berg.

 

Als erstes, weil das für den weiteren Verlauf wichtig ist, hier mal eine grobe Beschreibung, wie die Welt vor dem Erwachen aussieht:

 

Da ist eine Person- und der ganze Rest der Welt.

 

Beides, Person und Welt sind unhinterfragt real und die wahrnehmende Instanz hält sich für die Person.

 

Läuft es für die Person gut, ist sie zufrieden mit sich und der Welt.

 

Läuft es weniger gut, ist sie unzufrieden mit sich und/oder der Welt.

 

Alles, was in der Welt geschieht ist aus Sicht der Person entweder gut, schlecht oder neutral/irrelevant für sie selbst und/oder ihre Liebsten (wer in diese Kategorie fällt ist individuell relativ unterschiedlich, daher belasse ich es bei dieser vagen Formulierung).

 

Ob irgendwas gut, schlecht oder neutral/irrelevant ist, hat in der Regel sehr viel mit der autobiographischen Geschichte zu tun. Die Person ist mit dieser Geschichte eng verknüpft. Die Geschichte macht sozusagen die Person überhaupt erst einzigartig- ist also immanent wichtig, weil Existenz stiftend. Ohne Story keine Person. Aber auch umgekehrt: Ohne Person keine Story- denn wer sollte denn dann irgendwas erleben?

 

 

 

2. Schritt: Der Berg ist kein Berg mehr.

 

Im Prozess des Erwachens- zumindest bei dem, was ich darunter verstehe- wird nun alles auseinander genommen. Die persönliche Story wird als Illusion erkannt, die Person selbst- und auch die ganze materielle Welt. Alles löst sich vollständig auf. Nichts bleibt übrig. Beziehungsweise kommt man unweigerlich zu dem Punkt, an dem in der Gleichung steht: 1=0

 

An diesem Punkt kollabiert alles. Vor allem der Verstand- aber eben auch Person, Welt, Geschichte- alles weg. Puff.

 

Es gibt eine Art Rückkopplung, in dem Moment, wo Bewusstsein sich selbst erkennt. Das kann man sich als 'Unerwachter' so vorstellen, wie die Rückkopplung, wenn zwei Mikro's zu nah aneinander sind. Oder wie die unendliche Spiegelung, wenn man sich zwischen zwei sich gegenüberliegenden Spiegeln befindet. Oder wie in dem Film 'Being John Malkovich' als John Malkovich höchstpersönlich den Geheimzugang in sein eigenes Gehirn nimmt und als er selbst aus sich selbst in die Welt schaut- und auf einmal haben alle Menschen sein Gesicht und die Sprache besteht nur noch aus einem einzigen Wort: Malkovich.

 

Das klingt jetzt vermutlich alles nicht so besonders geil- aber ich kann versichern- das ist es. Zwar fühlt es sich an, als würde das Gehirn eine Kernschmelze erleben- aber das Ergebnis ist fett. Fetter als alles nur erdenkliche.

 

Da ist große Freiheit, großes Staunen. Keine Fragen mehr- die Suche ist vorbei. Und dennoch fühlt man sich wie ein Irrer, weil man auf ne Art gar nix mehr kapiert- das aber nicht im Geringsten als störend empfunden wird. In dieser Phase hat man sich vollständig von der Person de-identifiziert und sie als Püppi erkannt. Man ist zu Hause, am absoluten Nullpunkt angekommen. Der Nullpunkt ist überall und nirgends. Er ist auch kein Punkt. Er ist einfach nur- und zugleich nicht. Der Nullpunkt ist der Ort, de rkeiner ist, an dem alles wollen oder weigern zum Stillstand kommt. Nullpunkt eben.

Ich hab es damals nicht versucht, bin mir aber vollkommen sicher, dass ich es auch dann nicht hin bekommen hätte, das auch nur annähernd in Worte zu fassen. Am ehesten ist es vielleicht noch vergleichbar mit einem LSD-Trip. Auf ne Art blickst Du da alles- kannst es aber überhaupt nicht greifen, geschweige denn formulieren. Es gibt am Nullpunkt keine Fragen, keine Probleme- aber auch keine Antworten, die man zu Aussagen machen könnte. Der Umstand, dass man als Erwachter keine Fragen hat, heißt daher keineswegs, man hätte alle Antworten- das wird aber leider oft daraus gemacht. Von Suchenden wie angeblich Erleuchteten gleichermaßen.

 

 

 

3. Schritt: Der Berg ist wieder ein Berg.

 

Aus irgendeinem Grund- oder vielleicht auch einfach nur so- bin ich schon immer sehr, sehr schnell gewesen. Mir ist bekannt, dass viele Erwachte deutlich länger in der soeben beschriebenen Phase verweilen, als ich. Manche anscheinend Jahrzehnte- und je nach Alter dann auch fürs restliche Leben.

 

Fluch oder Segen, ich weiß es nicht genau, jedenfalls ging die Phase bei mir nach ein paar Monaten wieder vorbei. Der lange, mühsame Abstieg vom Berg stand an.

 

Alltägliche Zipperlein, enges Erleben- ruckeln im Flow zeigten deutlich an, hier kommt jetzt was anderes, als das Schwebegefühl und die Unmittelbarkeit der vorangegangenen Phase.

 

Teilweise war der einzige Grund, dass ich in dieser Zeit nicht verzweifelte und auf die Idee kam, 'es' wieder verloren zu haben, der, dass ich nach wie vor keine Fragen hatte- beziehungsweise auch nie wieder den Impuls verspürte von jemand anderem Antworten zu bekommen. Klar, man könnte nun meinen, die olle Egobuster-Tante is halt einfach arrogant und fragt deshalb niemanden um Rat. Aber das war nicht der Grund. Der Grund war einfach der, dass ich erkannt habe, dass das alles 'ich' bin. All-Ein.

Wen also fragen?

Eben.

 

In dieser Phase geht es aus meiner Sicht um Integration. Die Null muss mit der Eins und allem dazwischen in Einklang gebracht werden.

 

Da ist also das Nichts, was ich bin. Und Nichts = Alles. Und dazwischen ist die Person- nur dass ich die inzwischen Püppi oder Actionspielfigur nenne- und zu der gehört unweigerlich ne Story. Und das ist alles noch da- denn ich hab ja kein Schädelhirntrauma mit Gedächtnisverlust erlitten- ich bin bloß erwacht.

 

Und natürlich ist da noch immer das Püppi und will gekleidet, genährt, gewärmt, gewaschen und ausgeruht werden. Und alleine schon um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist das Konzept Raum-Zeit ziemlich sinnvoll. Denn daran lässt sich ganz gut bemessen, wann wieder Zeit für Pippi, Kacka, Fressi, Schlafi etc. ist. Ohne wäre alleine das schon recht schwierig, sag ich mal.

 

Und Vorlieben und Abneigungen sind in dem Zusammenhang auch sinnvoll. Es ist gut und richtig, dass ich gelernt habe, dass Püppi keine Scheiße fressen mag. Dass ich weiß, dass Püppi einen empfindlichen Magen hat und schon allein deshalb Kaffee besser mit viel Milch als schwarz trinkt. Es ist auch gut und sinnvoll, dass 'ich' weiß, dass das Zähneklappern und die Gänsehaut 'meinem' Püppi gehören und nicht nem 'andren' Püppi und also ich darauf reagieren muss mit nem dickeren Pulli, zum Beispiel.

 

Ok, könnte man jetzt einwenden- aber das weiß die Person ja auch alles- was bringt einem denn nun das Erwachen, so für's Leben und überhaupt?

 

Auf ne Art rein gar nix.

 

Wenn Du Dir den Zeh stößt tut Dir das genauso weh, wie mir.

 

Wenn ich sterbe (also die Form meines Püppis hier) bin ich (im Sinne vom Püppi) genauso tot, wie wenn eine Person stirbt.

 

Ich kann genauso wenig fliegen oder die Lottozahlen vorhersagen, wie Du, vermutlich.

 

Der Unterschied ist: Du hältst Dich für die Person, für das Püppi.

 

Während ich weiß, dass das nur ne Spielfigur ist.

 

Deswegen ist mir das Püppi- und alle andern Püppis- aber nicht egal. Egal war mir das auf ne Art bei Schritt zwei, als der Berg keiner mehr war.

 

Inzwischen ist das aber integriert worden und ergibt so eine ganz bestimmte Weltsicht.

 

 

 

Und die sieht in Etwa folgendermaßen aus:

 

 

 

0 beschloss aus irgendwelchen Gründen oder vielleicht auch einfach nur so, 1 aus sich zu machen. Das hatte aber zunächst keinen großartigen Mehrwert, weil 0=0 oder 1=1 im Endeffekt die gleiche Aussage ist. Um also maximalen Unterhaltungswert aus der Nummer zu generieren wurde 0=1 gebastelt. Um das zu realisieren braucht es aber sozusagen Hilfsmittel. Zwischen dem Nichts- was leicht überprüfbar auch jetzt gerade aus eben Deinen Augen schaut- und dem Alles- was leicht überprüfbar alles, also die ganze Welt ist- musste ne Art 'User-Interface' her- et voilá: das Püppi war geboren. Und was macht man mit Püppis? Man spielt sich einen vor. Mit Püppis webt man Stories- und die Stories verändern Püppis- und die wiederum Stories usw.

 

Unerwacht ist man in einer Voll-Immersion. Der Film, das Schauspiel ist alles, was es aus diesem Blickwinkel gibt. Es gibt keinen Blick hinter die Kulissen, weil schon gar nicht klar ist, dass das alles nur Kulisse ist. Genauso ist alles Erleben total persönlich- weil man ja gar nicht auf die Idee kommt, man könne was anderes sein als das Püppi. Somit ist die Story keine Story sondern echt und todernst.

 

Erwacht sieht das alles völlig anders aus. Man ist identisch mit dem Nullpunkt. Man schaut vom Nullpunkt aus auf das Püppi, die Story und die Welt. Der eigene Blickwinkel verschiebt sich- aber der ganze Rest bleibt davon unberührt- wieso sollte es auch anders sein?

 

 

 

Vielleicht hilft dieses Beispiel zur Illustration:

 

Stell Dir vor, Du liest einen tollen Roman und bist total von der Story und den Charakteren gefangen. Du bist so 'drin' in der Geschichte, dass Du vergisst zu essen, viel zu lange wach liegst und passend zum Geschehen im Roman weinst und wütend wirst und mit fieberst. Du hast die Welt um Dich herum völlig vergessen.

 

Nehmen wir mal an, Du hast Dich da so rein gesteigert, dass Du Dich schon für die Hauptperson des Romans hältst und nicht mal mehr weißt, dass es bloß ein Roman ist, den Du liest. Das ist der Zustand in dem sich der Großteil der Menschheit befindet.

 

So. Und dann tut es auf einmal einen lauten Knall, nicht im Buch, sondern in Deiner unmittelbaren 'echten' Umgebung und Du schaust erschrocken hoch.

 

Vom Knall abgelenkt lässt Du das Buch erst mal liegen und telefonierst, machst Dir nen Tee usw.

 

Und jetzt die Preisfrage: Wenn Dich Deine Freundin, mit der Du gerade telefonierst nun nach dem Buch fragen würde- wüsstest Du dann noch, was Dich vorhin daran zum weinen gebracht hat und warum oder wäre das ausgelöscht?

 

Ich nehme mal an, Du wüsstest es. Du würdest sehr wahrscheinlich aber bei der Schilderung nicht nochmal anfangen zu weinen- denn Du hast wieder Abstand zum Buch und weißt, es ist Fiktion und nicht etwas, was mit Dir persönlich zu tun hat. Stimmt's?

 

Und trotzdem ist das Buch der Hammer, total intensiv und mitreißend. Und wenn Du es wieder zur Hand nimmst, rutschst Du vielleicht auch wieder tief oder tiefer rein, als wenn Du nur drüber erzählst. Und dennoch ist es 'nur' ein Buch.

 

 

 

So ähnlich ist das mit dem wach sein. Ich schaue für schätzungsweise 95% der Zeit vom Nullpunkt aus auf alles. Es gibt seltene Momente, wo ich Richtung Voll-Immersion rutsche. Das ist besonders dann so, wenn die Wartungsarbeiten am Püppi vernachlässigt wurden. Sprich: Wenn das Püppi sehr hungrig ist, sehr müde oder erschöpft, ist es wahrscheinlicher, dass ich bzw. der Identifikationsmechanismus quasi 'nach vorne', rein ins Püppi rutsche. Und natürlich auch wenn da doch mal wieder ne Altlast an die Oberfläche gespült wird.

 

Das heißt aber keinesfalls, dass ich während der 95% die ich vom Nullpunkt aus gucke immer gütig lächelnd nen halben Meter überm Boden durch die Wallachai schwebe.

 

Ich kann auch dem Püppi vom Nullpunkt aus dabei zusehen, wie es rumpampt, weil die Situation es erfordert. Der Unterschied zwischen rumpampen ohne und rumpampen mit 'Selbsbeteiligung' wird dabei von außen kaum ersichtlich sein. Er ist aber von innen ganz enorm.

 

Ohne Selbstbeteiligung ist tatsächlich selbstlos. Ich hab dabei dann keinen hohen Blutdruck und da drückt und krampft auch nix und wird auch nix eng.

 

Zum Beispiel habe ich gerade neulich auf einem Festival gearbeitet und musste u.a. aufgrund verschlammter Straßen 8 Stunden lang Autos davon abhalten aufs Gelände zu fahren. Da muss man schon auch mal ne härtere Tonart anschlagen. Aber eben nicht, weil da mein Ego/Püppi irgendwelche Aktien dran gehabt hätte- sondern vor allem aus Sicherheitsgründen- also zum Wohle aller- und weil das nun mal mein Auftrag in dem Zeitraum war.

 

Am Ende der 8 Stunden in Regen und Matsch hatte ich ein einziges Mal Bluthochdruck und Adrenalin-Rausch. Das war, als ein bereits angehaltenes Auto statt, wie besprochen umzukehren, einfach Gas gab. Die Unvernunft, Ignoranz und Dreistigkeit des Fahrers haben dann doch bei mir bewirkt, dass ich an der Stelle mal mit Selbstbeteiligung herum krakeelt habe. Zumal ich mit meinem kaputten Knie durch die Sachlage auch noch dazu gezwungen worden war 30 Meter durch knietiefen Schlamm dem Auto hinterher zu rennen. Ja, da war Madame etwas ungehalten und hat nicht nur so getan als ob. Da war ich aber eben auch erschöpft, durchnässt und schon den ganzen Tag dabei den Flohzirkus zu hüten.

 

Und das macht auch überhaupt nix- im Gegenteil! Wie bereits weiter oben angedeutet: Püppis brauchen Stories und Stories brauchen Püppis. Bewusstsein hält hier an dieser Stelle nach wie vor ein Püppi inne- der einzige Unterschied ist der, dass Bewusstsein (also ich im genausten Sinne) weiß, dass es eben nicht dieses Püppi ist, sondern es lediglich benutzt. Ohne jedwede Stories, wie z.B. die von meiner 8-Stunden-Krakel-Schicht, gäbe es überhaupt keinen Grund für das Püppi weiter zu existieren. Es geht genau darum, hier, in dieser Welt, in diesem Traum, dass Bewusstsein vermittels Püppis und Stories was spürt.

 

Kurzum:

 

Bewusstsein hat einfach Bock was zu erleben. That's it.

 

 

Und, das wissen die meisten Menschen nur allzu gut: Am intensivsten ist das Erleben, umso echter es sich anfühlt. So ne olle Atari-Graphik is halt nicht so geil, wie Spiele á la World of Warcraft. Ne Wasserpistole is schon ganz cool- aber ne Paintball-Wumme rockt dann eben doch einfach mehr.

 

Im 180° Kino ne Unterwasserlandschaft anschauen is mal ganz nett- aber der heiße Scheiß is eben selber Tauchen.

 

Andern beim vögeln zuschauen macht eventuell Appetit-aber selber ficken is halt doch ne ganz andre Kiste. Usw.

 

So. Und nun mal angenommen, statt Bewusstsein wärst Du eigentlich denkendes Gas aus ner andren Galaxie. Und nun hättest Du von diesen seltsamen Wesen die sich 'Menschen' nennen gehört. Und weiter angenommen, Du, als denkendes Gas, wärst in der Lage, in so ein Menschen-Interface-Kostüm rein zu schlüpfen und den ganzen Wahnsinn dieses Planeten selbst zu fühlen und zu erleben. Du, als Gas, hättest die einmalige Chance, Essen zu schmecken, einen eigenen Körper und die von anderen zu spüren. Zu erfahren, wie das ist, wenn man kotzen muss oder nen Orgasmus hat- oder Kopfschmerzen oder irgendwas anderes.

 

Wie würdest Du das, als denkendes Gas auf Urlaub im Mensch-Sein wohl finden? Was würdest Du tun während Deiner Zeit im Menschenkostüm? Würdest Du Dich in Deine Bude hocken, auf Sicherheit und Unversehrtheit achten und Dein Geld zählen? Oder würdest Du alles mitnehmen, was geht und die Show genießen?

 

Siehste und nun ersetze einfach denkendes Gas durch dieses ominöse Bewusstsein und there you go.

 

Du, ich wir alle- wir sind nicht hier um toter Mann zu spielen, möglichst keine Schrammen ab zu kriegen und ein Leben in Watte gepackt zu führen.

 

Wir sind hier um was zu erleben. Um was zu fühlen und zu spüren. Am besten alles, was drin ist. Darum geht’s. Um nix anderes.

 

 

Und wenn man das so sieht, dann steht weder dem positiven, noch dem negativem Erleben irgendwas entgegen. Im Gegenteil: Man kann das alles bejahen und mit Anlauf und Arschbombe und lautem Juchuu-Geschrei auch noch in den größten Schlamassel rein springen und sich daran ergötzen.

 

In dem Modus Operandi macht es (meistens jedenfalls) sogar Spaß Wut zu spüren- oder Trauer- oder egal was. Mit oder ohne Bluthochdruck. Völlig Wurst!

 

Ich für meinen Teil bin jedenfalls nicht bei lebendigem Leib gestorben um den Rest dieses Daseins mit offen zur Schau getragenem Gleichmut zu verschwenden, schlimmstenfalls nur um irgendwie möglichst erleuchtet rüber zu kommen. Au contraire!

 

Mit das Geilste aus meiner Sicht an diesem Wach-Sein ist ja gerade, die Fähigkeit alles zu bejahen- auch das Nein! Angstfrei auch die größte Scheiße irgendwie noch genießen zu können und völlig drauf scheißen zu können, wie das irgendwer findet- das ist Freiheit.

 

Niemandem irgendwas beweisen zu müssen oder wollen- es aber aus Dafte selbstverständlich auch zu können. Das ist der heiße Scheiß.

 

Freiheit hat keinerlei Einschränkungen. Ich bin frei mich richtig Kacke zu fühlen, und genauso frei, mich richtig super-mega-klasse zu fühlen.

 

Ich kann herum krakeelen oder tagelang schweigen. Nichts bleibt haften, nichts wird zu einem Dogma- alles fließt, die ganze Zeit- aus und durch mich und durch mich hindurch.

 

Und dabei ist Alles perfekt- selbst die größte, schlimmste Kaputtheit.

 

Anders ausgedrückt:

Erwacht sein schützt absolut nicht vor negativen Empfindungen- man braucht diesen Schutz bloß dann einfach nicht mehr.

 

Weder will man das Schlechte dann noch unbedingt vermeiden- noch jagt man seinem Glück zwanghaft hinterher.

 

 

Und zugleich bin ich kein bisschen lebensmüde oder auch nur ansatzweise masochistisch. Und die Hand von diesem Püppi findet den dazu gehörigen Mund- und Püppi kann 'ich' sagen und Meinungen haben und all das- genau wie zuvor.

 

Nebenbei bemerkt: Die Sache mit Hand/Auge/Mund- Koordination und anverwandten Themen ist auch ein Grund, weshalb ich über so schwachsinnige Aussagen wie den Irrglauben, man würde durchs Erwachen seinen Sense of Self einbüßen nur müde lächeln kann. Wäre dem so, würde es kein einziger Erwachter mehr schaffen, selbstständig zu essen, sich zu kleiden oder auch nur auf seinen Rufnamen zu reagieren. Wäre dem so, wären alle Erwachten Pflegefälle, sobald sie erwacht sind. Und die Tatsache, dass dem nicht so ist, lässt nur zwei Möglichkeiten zu: Entweder sind die alle gar nicht erwacht oder die Sache mit dem Sense of Self ist doch etwas anders gelagert, als es gerne verbreitet wird.

 

Was von beidem nun zutrifft, kannst Du und nur Du allein selbst heraus finden- indem Du erwachst!

 

Wenn Du den Wunsch nach einem Weggefährten dabei verspürst, melde Dich gern bei mir!

 

Natürlich auch, wenn Du über diesen Artikel herziehen oder was anderes dazu loswerden möchtest.

 

 

 

In der Zwischenzeit widme ich mich dem Erleben- ob nun gut oder schlecht- scheißegal! Denn dafür ist der ganze Zirkus schließlich da.

 

1-2-3: ARSCHBOMBE!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 20
  • #1

    Michael (Freitag, 19 August 2016 15:29)

    Gefällt mir...:-)

  • #2

    Egobuster (Freitag, 19 August 2016 17:38)

    Freut mich! :-)

  • #3

    ute padmini (Samstag, 20 August 2016 23:03)

    Bringt Dein Erleben sehr plastisch auf den Punkt. Damit kann ich was anfangen.
    Auch habe ich gelesen, Verena, dass Du beim Erleuchtungskongress mitmachst, finde ich toll!

  • #4

    Egobuster (Sonntag, 21 August 2016 03:12)

    Liebe Ute,
    vielen Dank!
    Kommst Du auch zum Erleuchtungskongress? Falls ja, hoffe ich, wir sehen uns dann mal live&in Farbe!
    :-)

  • #5

    Pascale (Sonntag, 21 August 2016 09:35)

    Hammergeil geschrieben!

  • #6

    christian (Sonntag, 21 August 2016 09:56)

    1-2-3 Arschbombe .....jeah ....

  • #7

    Egobuster (Sonntag, 21 August 2016 22:14)

    Vielen Dank Euch! :-)

  • #8

    kuppy (Donnerstag, 25 August 2016 13:24)

    Erfrischender und glaubhafter Bericht ! Wie bist Du zu dieser Erleuchtung gekommen ?
    Ich würde die Formel noch ergänzen zu: 1 = 0 = unendlich

  • #9

    Egobuster (Freitag, 26 August 2016 18:10)

    Hi kuppy!
    Danke, freut mich wenns gefällt!
    Zu Deiner Frage: Im eigentlichen Sinne kommt die Erleuchtung zu sich selbst. ;-)
    Um meine 'Weg' besser nachzuvollziehen, stöber doch mal ein wenig hier auf meiner Seite. Im Breich 'über mihc' könntest du fündig werden- und natürlich auhc in manchen blogartikeln. spontan würde ich Dir den mit Titel 'Warum Leben und Spiritualität das Gleiche und Traumata Geschenke sind' empfehlen.

    Und ja, die Ergänzung der Formel um unendlich' macht Sinn!
    Alles Liebe!

  • #10

    3RNA (Dienstag, 06 September 2016 03:13)

    Weist du, Verena... Manchmal tagträume ich mit dem Gedanken, in ein paar Jahren vielleicht mal ein Buch zu schreiben übers Erwachen; Schiebe den Gedanken meist aber rasch beiseite, denn: Es ist ja alles schon 1000mal gesagt und geschrieben worden und ich habe dem nichts hinzu zufügen und außerdem ist ja jedes Wort sowieso über flüssig.
    Aber Deine Schreibe schreit danach! Also schön weiter machen!!!

    Zum Artikel: Es ist spannend: Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen, was du hier schreibst - UND erlebe es selbst anders. Ich empfinde es als grosse Befreiung, von dem ganzen Ärger und Scheiss loszulassen und mich total und ganz und gar mit Haut und Haar diesem "Flow" hinzugeben. Tatsächlich funktionieren Dinge dadurch besser und einfacher als früher - gerade, was zwischenmenschliches Miteinander anbelangt. In Situationen, in denen sich früher (letztes Jahr noch aufm CCC!) Leute über mich beschwerten, kriege ich heute Hugs & Kaffee (Garbicz).
    Nun stehe ich ja an einem anderem Punkt als Du und bin auch völlig offen für Arschbombe Galore. Vielleicht kommt das ja noch. Vielleicht ja auch nicht.
    Es ist sauspannend (wir kennen uns ja schon ein paar Jährchen), anhand von uns zwei Püppis zu sehen, wie verschieden der Prozess des Erwachens sein kann, Frau Kamikaze!
    Danke dafür!

  • #11

    Wolfgang (Montag, 26 September 2016 10:26)

    Liebe Egobuster, wie immer dein Püppi im "normalen' leben heißt: die Analogie mit DM denkenden Gas ist super :-) danke dafür, Wolfgang

  • #12

    Egobuster (Montag, 26 September 2016 15:57)

    Lieber Wolfgang,
    vielen Dank!
    sagt Püppi 'Verena' :-)

  • #13

    Gaby (Dienstag, 25 Oktober 2016 16:40)

    Einfach nur genial!!! Gefällt mir ;-)

  • #14

    Bianca (Donnerstag, 15 Dezember 2016 04:56)

    Ich hab gleich ne Darmspiegelung...

    1,2,3 ARSCHBOMBEEEEEE

  • #15

    Subhash (Montag, 24 April 2017 23:08)

    Weißt du, ich stehe ja dieser heutigen so genannten spiritiellen Szene eher mit Abneigung gegenübet. Und doch gibt‘s da hin und wieder schöne Begegnungen. In diesem deinen Text kann ich mich jedenfalls wiederfinden. Es freut mich, dass jemand eine unheilig heilige Sicht hat und das auch ausdrücken kann. Es ist kaum zu beschreiben, was der Unterschied zwischen Berg=Berg und Berg=wieder Berg ist, aber das Romanlesen-Gleichnis trifft es recht gut. Danke für den Text!

  • #16

    Egobuster (Dienstag, 25 April 2017 00:02)

    Hi Subhash!
    Deine Abneigung ggü der Spiri-Szene kann ich absolut nachvollziehen, weshalb ich mich nach einer kurzen Stippvisite im advaitanischen Wanderzirkus auch direkt wieder rausgezogen habe. Da mach ich lieber hin und wieder pöbelnd-laute Zwischenrufe von den hinteren Rängen. ;-)
    Freut mich sehr, wenn Dir der Text gefällt!
    Vielen Dank!

  • #17

    Subhash (Dienstag, 25 April 2017 12:41)

    Liebe Verena,
    inuwischen habe ich auch dein „Willkommensgeschenk“ gelesen. Auch das ein guter Text, wo eigentlich alles gesagt wird, „was mann/frau wissen muss“. Auch sonst hab ich hier eteas herumgelesen. Mit dem letzten (?) Abschnitt (Berg ist wieder Berg) … – da habe ich andere Erfahrungen. Und eben: Erfahrungen. Die sind wohl so persönlich wie Teil 1 (Berg is Berg).
    Mein Interesse an Sex beispielsweise ist weiter vorhanden. Dann bin ich seltener im Alleins-Zustand, aber immer, wenn ich „dran denke“, ist er gegenwärtig. Das ist natürlich Gnade, das Drandenken. Das ist der Urgrund ,und der ist immer hier, aber die Brtriebsamkeit der Person verschleiert ihn ein wenig. (Nicht dass ich deshalb was gegen Person habe.) Ich fühl mich auch nicht mit allem eins, sondern entweder gibt‘s mich und die Welt (und andete Menschen, die mann/frau fragen kann) oder weder gibt es mich, noch jemanden oder etwas anderes. Wahrscheinlich ein sprachliches Problem bei ähnlicher Erfahrung. Ist nun auch lange nicht mehr so dramatisch, wie sich jemand ohne diese Erfahrung vielleicht vorstellen mag. Ich bin‘s jedenfalls zufrieden, und die Suche ist definitiv vorbei.

    Freut mich jedenfalls, wenn ich auf Leute wie dich stoße.
    Alles Liebe
    Subhash


  • #18

    Subhash (Dienstag, 25 April 2017 12:47)

    Gute Grafik mit dem Vorhang da oben! Sehr gute Grafik!
    Sorry für die Schreibfehler im vorigen Kommentar, aber das Smartphone ist halt doch ein großer Rückschritt, was das Schreiben betrifft.

  • #19

    Egobuster (Donnerstag, 27 April 2017 22:39)

    Hi Subhash!

    ja mit Bilder für die Artikel finden hab ich irgendwie oft großes Glück. Find das da oben auch sehr passend.

    Wegen Erleben 'post-erwachen': Da tut sich auch bei mir immer noch einiges- der Text is ja fast ein Jahr alt... Integration schreitet immer weiter voran, hier und da löst sich noch was auf, wird aber immer weniger wichtig, kleinere Knoten- vor allem kann ichs immer weniger gut benennen- aber macht ja nix.
    Auf jeden Fall wird es auch bei mir immer normaler im Sinne von weniger besonders oder dramatisch- also das nonduale Erleben is halt mehr und mehr der normale Zustand, inklusive einer gewissen Grundzufriedenheit. :-)
    Und: Sowas wie 'Lust auf Liebe' taucht grad wieder nach laaaanger Zeit auf- bzw. isses eher so ein intuitives Wissen, dass es dieses Jahr verstärkt darum gehen wird. Bin mal gespannt, was dahingehend passiert in nächster Zeit.

    Ich freu mich jedenfalls auch, dass Du meine website gefunden hast- kommt ja nicht so oft vor, dass jemand hier liest, der aus eigener Erfahrung weiß, wovon ich rede. ;-)

    Alles Liebe!

  • #20

    Subhash (Donnerstag, 27 April 2017 23:04)

    Schade, dass wir bei verschiedenen Erleuchtungskongressen waren, und ich glaub, ich fahr nicht mehr hin, obwohl ich es viieel besser fand, als erwartet. Den Edgar mag ich auch, auch wenn ich da so schlimme Sachen höre in letzter Zeit (Stichworte :Ablass, Facebook). Der Pramesh Gerhard Kunz hat mich auf dich aufmerksam gemacht, mit dem bin ich viel in „echtem“ Kontakt und wir machen gemeinsam Foto-Workshops, die eigentlich Wahrnehmungstrainings sind.

    Ja, was das Wissen betrifft, das Kennen deiner Erfahrung… Ich weiß nicht. Was du in einem Artikel mit langem Namen beschreibst, dieses totale völlige Nichts, ich kann mich nicht erinnern, ob ich das jemals hatte, wobei vorgestern beim Domino, da hatte ich ein komplettes Blackout, aber so komplett, dass da nicht einmal Angst oder Freude da war. Mir fehlen einfach ein paar Minuten. Jedenfalls bist du vielleicht überhaupt ein dramatischerer Mensch als ich.

    Was die Liebe betrifft, die „Beziehung“, wie man das so nennt, wünsch‘ ich dir viel Glück. Ich habe es in dem Bereich nach 40 Jahren wirklich gut getroffen. Das ist schon eine sehr schöne Sache, auch wenn es letztlich keine Rolle spielt, wie du ja immer wieder richtig betonst.

    Das Motiv oben werde ich als Fotografie machen, ich glaube das wirkt noch stärker …