Wachen wir unter dem selben Himmel?

photo: def-image.com Courtesy of Rirkrit Tiravanija and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris
photo: def-image.com Courtesy of Rirkrit Tiravanija and Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris

 

 

Die Frage auf dem Bild, nämlich ob wir alle unter dem selben Himmel träumen ist sehr leicht mit 'Ja' zu beantworten. Denn das Kernproblem der Ego-Illusion ist bei allen davon befallenen Wirten gleich und heißt Trennung- genauer: Trennungs-Illusion. Der Weg da raus indes, gestaltet sich je nach Individuum unterschiedlich, wobei einzelne Stationen auf dem Weg anscheinend zum Standard-Paket dazugehören. Viele meiner Artikel beschäftigen sich mit diesem Weg- Heute möchte ich mich aber der anderen Frage widmen, die gar nicht so leicht zu beantworten ist- nämlich:

Wachen wir alle unter dem selben Himmel?

Anders formuliert:

Was ist Erwachen?

 

 

Es ist viel leichter zu beschreiben, was es alles nicht ist und darüber habe ich ja auch schon einiges geschrieben. Aber es ist- so hoffe ich jedenfalls- vielleicht hilfreicher, zu beschreiben, was es ist, dieses Erwachen.

Auch wenn jetzt schon klar ist, dass ich scheitern werde und zu erwarten ist, dass ich missverstanden werde, stelle ich mich dieser Herausforderung. Denn ich denke es ist wichtig, bevor der Begriff Erwachen noch weiter aufgeweicht wird, als er es eh schon ist. Zur Zeit scheint mir die gängige 'Definition' zu sein: Erwacht ist, wer es behauptet. Wird das begründet in Frage gestellt, wird das mit der 'Unerwachtheit' des Fragenden 'wegerklärt'- schöne Tautologie... Ich werde mich also hier an den Versuch einer (Neu)Definition wagen- und ich werde dabei ziemlich streng sein- sonst könnte ich es auch lassen. Sozusagen statt radikalem Konstruktivismus eher umgekehrt: konstruktiver Radikalismus. Dazu sei gleich gesagt, dass meine Definition mit Sicherheit weniger 'streng' ist, als zum Beispiel manche buddhistischen Darstellungen mit 16 Stufen der Erleuchtung, wie sie zum Beispiel hier aufgeführt sind.

 

Wachen wir unter dem gleichen Himmel?

 

Ich gelangte zu dieser Formulierung durch ein Buch namens 'Einsichten eines erleuchteten Kettenrauchers' in dem sich ein Interviewer mit eben jenem erleuchteten Kettenraucher namens Stephen Jourdain  vorzüglich unterhält. Im Lauf dieses Gesprächs entwirft Stephen das folgende Bild, als es um die Frage geht, ob er Kontakt zu anderen Erwachten hätte und wie das für ihn ist/war:

 

Sinngemäß sagt er dazu, dass er im Lauf des Lebens nur einige wenige Male (2 oder 3 Mal ca.) auf Menschen traf, die wirklich das meinten, was er erlebt hat und erlebt. Sehr viel öfter ging es ihm so, dass man sich ewig lang über den Himmel unterhält, meint, man würde damit das gleiche meinen- um dann irgendwann herb enttäuscht zu werden. Zum Beispiel sagt der eine: Ja, also mein Himmel ist unfassbar weit. Stephen: Ja, bei mir auch. Der andere: Und er ist leer. Stephen: Yo, check. Und da sind Wolken. Check. Manchmal auch keine. Check. Dem Himmel ist das aber egal. Check. Vögel fliegen vorbei. Check. Und dann kommt es zur Frage, welche Farbe der Himmel hat. Und dann sagt der andere: Grün natürlich! Und Stephen so: Öh? Meiner ist blau...

 

Als ich das las- da ging mir ein Licht auf. Nein, kein weiteres Erwachen, reicht ja vielleicht auch damit inzwischen. Stattdessen wurde mir klar, wie ungemein wichtig es ist, so genau wie irgend möglich zu überprüfen, ob man wirklich-wirklich vom selben redet, wenn man ein und dasselbe Wort benutzt. Natürlich liegt auf der Hand, dass dieser Genauigkeit Grenzen gesetzt sind. Im Endeffekt wird niemand jemals wirklich wissen können, ob man selbst und der andere das Gleiche meinen, wenn beide zum Beispiel von der Farbe blau sprechen. Das heißt aber im Umkehrschluss eben nicht, dass man es nicht wenigstens versuchen sollte, sich der Genauigkeit weitest möglich anzunähern- im Gegenteil!

 Dazu ist es unter anderem wichtig, sich nicht verwirren oder blenden zu lassen. Wir leben im Reich der Formen, sozusagen. Und neigen dazu, statt durch sie durch und tiefer zu schauen, an deren Oberflächen hängen zu bleiben. Davon sind auch Erwachte nicht frei- sollten jedoch in der Lage sein, solche und andere Tendenzen bei sich selbst zu erkennen und aufzulösen, im Lauf der Zeit. Und somit wäre das schon mal ein erstes Merkmal eines erwachten Daseins:

 

Wandlungsfähigkeit/Flexibilität/Reflexionsvermögen

 

Natürlich verändert sich jeder Mensch- unabhängig davon, ob da irgendwann mal erwacht wurde oder nicht. Jedoch ist die (Weiter)Entwicklung ab dem Erwachen aus meiner Sicht davon gekennzeichnet, dass Konditionierungen, Triebe, Begierden, Eitelkeiten usw. (also: Ego) immer schwächer und schwächer werden. Parallel dazu wächst Leichtigkeit, Liebe, Wohlwollen, Gelassenheit, Wahrhaftigkeit etc.

 

Solche weiteren Entwicklungen müssten sich demnach in den Reden und Herangehensweisen und im gesamten Verhalten eines Erwachten im Lauf der Zeit ablesen lassen. Das heißt im Umkehrschluss auch: Wenn ein 'Erwachter' 10, 20, 30 Jahre lang immer wieder das Gleiche sagt und/oder immer wieder die gleiche Kritik von verschiedenen Leuten (z.B. hinsichtlich bestimmter Verhaltensweisen) bekommt, könnte Vorsicht, respektive sehr genaues Hinschauen angebracht sein. Vielleicht sind das Anzeichen dafür, dass die weitere Entwicklung ins Stocken geraten ist- vielleicht sind es sogar Anzeichen dafür, dass das Erwachen kein permanentes war oder sogar überhaupt nicht passiert ist. Oder vielleicht ist da jemand zwar erwacht- aber einfach kein guter Lehrer. Durchaus auch möglich- würde in dem Fall für Dich, falls Du suchst, dann aber auch nix bringen zu so jemand hinzugehen, nech? Eben. Nächster Punkt:

 

Ein Kernmerkmal für mich, was sich seit dem Erwachen geändert hat, ist der Wegfall von Angst- zumindest in Bezug auf dieses Püppi hier. Was immer passieren mag, möge geschehen. Es ist ok und kann nur ok sein. Alles. Auch das, was Püppi mitunter alles andere als geil findet. In dem Sinne sind grenzenloses Vertrauen und Hingabe in DAS sozusagen die Antagonisten von Angst. Schließt sich gegenseitig kategorisch aus, streng genommen. In meinem Erleben ist völlig klar: Es gibt nichts zu befürchten. Absolut gar nichts kann 'mir' passieren. Was für eine Erleichterung! Und das heißt trotzdem nicht, dass ich jetzt hergehe und von einem Hausdach hüpfe. Ich weiß, was dann passiert. Und ich weiß, es wäre nicht weiter schlimm- aber deshalb muss ich es ja trotzdem nicht machen- wozu auch? Dennoch ist der Wegfall der Angst auch verhaltenswirksam- ohne Frage. Ich habe keine Angst davor, dass dieser Körper altern und sterben wird. Macht er ja eh- wozu sich also ängstigen? Ich habe keine Angst vor allem, was bis zum Tod dieses Püppis noch kommen mag. Wozu auch? Alles, was passiert, passiert genau so wie es passiert und ist zum erleben da. Das ist kein Widerspruch dazu, dass es fürs Püppi natürlich angenehmere und weniger angenehme Arten von Erleben gibt. Angenehm und unangenehm sind aber zunehmend weniger relevant als Kriterien. Viel wichtiger ist es zum Beispiel, ob etwas was passiert gut ist. Gut im Sinne von (Weiter)Entwicklung- schlecht im Sinne von Stillstand. Man könnte in dem Zusammenhang sagen, wo kein/kaum Ego, da auch kein/kaum Schweinehund oder Gequengel. Und wenn da mal Gequengel auftaucht, dann freu ich mich inzwischen schon, weil es dann wieder was aufzulösen gibt- was wiederum heißt, dass da was gutes im Sinne von Weiterentwicklung passiert.

 

Und das bringt mich zum nächsten spannenden Punkt: Die Sache mit dem Ego- oder auch: Ich/Selbst/Person/Püppi....

 

Auf der einen Seite gibt es ja Traditionen (Yoga, Buddhismus, diverse New Age Geschichten,...) die sich, wenn's blöd läuft bis in alle Ewigkeit in die Vorbereitung des Erwachens verfatzen. Rauf und runter wird alles gereinigt, purifiziert, Tugenden trainiert, schlechte Angewohnheiten abgewöhnt und so weiter und so fort. Hab ich an andren Stellen (z.B. hier) schon ausführlich  besprochen und meine Kritik daran klar gemacht. Nämlich (u.a.): Das wird zum Selbstzweck. Sozusagen ein psycho-hygienischer Putzzwang, der sich verselbstständigt und Menschen daran hindert zu erwachen.

 

Auf der andren Seite, die nicht minder blödsinnig ist, gibt es aber auch ein erkleckliches Maß an spirituellen Lehrern, die predigen: Wach erstmal auf und kümmer Dich danach um den ganzen Psycho-Scheiß.

 

Da halte ich es eher mit Zen, bzw. auch mit meinem Weg- weil ich den halt am besten kenne, klar. Im Zen heißt es ja so schön: Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen. Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen. Das kommt meiner Sicht recht Nahe.

 Sich des größten Teils seiner psychischen Altlasten zu entledigen ist dabei quasi schon der Weg hin zum Erwachen- aber hinterher geht's auch weiter damit und muss auch. Um den usammenhang zwischen psychischer Arbeit und Erwachen zu verdeutlichen, passt die folgende Metapher ganz gut:

 

Stell Dir vor, Du befindest Dich in einem Heißluftballon. Der ist mit Sandsäcken behängt und am Erdboden festgebunden. Deine Arbeit- das, was Du fürs Erwachen tun kannst, besteht darin, den Ballon von all dem Ballast, dem vermeintlichen Wissen, den Glaubenssätzen und Überzeugungen, den Leichen im Keller- also den Sandsäcken zu befreien und ihn am besten auch noch los zu binden (der Anker nebst Seil könnte für Deine Kernproblematik stehen- die tiefsitzendste, ungünstigste Konditionierung in Dir- der Kern des Übels, sozusagen).

 

So- wenn Du das nun mehr oder weniger gründlich gemacht hast und irgendwann Wind aufkommt, hebt der Ballon ab und schwebt los. Der Wind in dem Bild ist das Erwachen- das kann man nicht 'machen'- aber man kann sich darauf vorbereiten, damit das mit dem Schweben klappt, sobald Wind auftaucht.

 

Und danach, wenn der Ballon schwebt- gibt es aber natürlich immer wieder was zu tun. Vielleicht stellst Du fest, der Ballon beginnt zu sinken- dann muss vermutlich wieder Ballast abgeworfen werden, der bislang unbemerkt blieb. Vielleicht musst Du auch höher aufsteigen, um nicht an einem Bergmassiv zu zerschellen. Oder weiß der Zwerg- ich komme mit meinen rudimentären Kenntnissen übers Ballonfahren an meine Grenzen- aber denke, die Metapher ist hinreichend, für das, was ich damit sagen will.

 

Nämlich vorher: Irre wichtig ne gute Vorbereitung zu machen.

 

Erwachen selbst: Macht das Püppi nicht, kann es auch nicht machen.

 

Ab dann: Ist es quasi ne Kooperation- der Wind und Du- auch wenn das streng genommen alles eins bzw. nichts ist- ich hoffe der Punkt ist trotzdem verständlich.

 

Dieses Vorgehen- mal davon abgesehen, dass ich davon überzeugt bin, dass die totale Destruktion von allem (Selbst- und Weltsicht!) unweigerlich zum Erwachen führt- der Erfolg also garantiert ist, hat noch weitere Vorteile. Die kann man im Prinzip mit einem Wort zusammenfassen: Risikominimierung. Das wird mit dem Bild des Heißluftballons leicht verständlich.

 

Je weniger Ballast dran hängt, wenn das Ding anfängt zu schweben, umso weniger Risiko für das vielen bekannte 'on and off'-Phänomen. Bei on and off zieht noch zu viel nach unten und so schrappt der Korb des Ballons immer wieder über den Erdboden, statt permanent in der Luft zu bleiben.

 

Ebenso: je weniger Ballast, im Sinne von Identifikation dran hängt, umso geringer die Gefahr, dass sich das Püppi im Ballon anfängt einzubilden, es hätte den Wind höchstpersönlich gemacht und sei allein fürs Schweben verantwortlich- solch ein Ballon wird vermutlich leicht am nächsten Berg zerschellen- oder andern auf den Kopf fallen oder sich fett aufblasen und platzen oder... Denn das Püppi ist abgelenkt und passt dann nicht mehr gut auf- weil es sich ja mit wachsender Begeisterung darauf einen runterholt, was für ne geile Sau es ist. Bescheidenheit ist daher ganz gewiss auch eine Eigenschaft, die man von Erwachten erwarten darf- wer sich als Gott, Jesus oder Buddha persönlich bezeichnet, oder Verehrung fordert oder zulässt, disqualifiziert sich damit direkt selbst. Ab einem gewissen Grad, wenn Narzissmus in völligen Größenwahn überkippt, sollten Betroffene sich dringend in professionelle Hände begeben- es ist zu vermuten, dass ein spiritueller Notfall vorliegt, ähnlich wie beim folgenden Punkt.

 

Bei sehr schwerem Ballast bzw. wenn der Korb mit nem richtig fetten Tau am Boden fest gezurrt ist, können bei vorzeitigem Windaufkommen ebenfalls richtig schlimme, vielleicht sogar die schlimmsten Sachen passieren. Solche Ballonfahrer-Püppis können je nach Veranlagung psychotisch werden oder suizidal- oder beides- oder ein bisher unaufgearbeitetes Trauma platzt auf und sie landen in einer Traumaspalte und verwechseln das mit dem Erwachen. Ein Grund, weshalb ich stark dafür plädiere, dass 'spirituelle Lehrer' wenigstens  über psychologische Grundkenntnisse verfügen sollten.

 

Aus meiner Sicht heißt das alles zusammengenommen: Sehr, sehr viel spricht dafür, mit dem Ballast abwerfen anzufangen und sich quasi nicht weiter ums Erwachen zu scheren, sondern darauf zu vertrauen, dass das dann von alleine passiert. Das nach guter Vorbereitung Wind kommen wird. Und sehr, sehr wenig- genau genommen eigentlich gar nix, spricht für die andere Herangehensweise- zumal man die aus meiner Sicht eh nicht systematisch angehen kann- oder kannst Du Wind herbei zaubern? Oder schlimmer noch: Glaubst Du, wenn Du möglichst viel heiße Luft in den Ballon pustest, der würde dann, obwohl er fest gezurrt ist nen tollen Flug hinlegen?

Und nein, die gute Vorbereitung, die eigentlich schon der Weg ist, muss keine 10 oder 20 oder mehr Jahre dauern. Und hat auch nix mit dem Trainieren von Tugenden zu tun. Sondern das ist der Teil mit der ekligen, schmerzhaften dreckigen Arbeit über den ich so gerne gruselige Texte verfasse. Für den braucht es je nach Füllstand maximal 5 Jahre, sofern man es richtig angeht. Und in der Regel noch deutlich weniger- also eher 1, 2 oder vielleicht 3 Jahre.

 

 

 So, in Bezug auf das Hauptthema des Artikels hier, dämmert Dir jetzt vielleicht auch schon was. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen jenen, die Erwachen schon dann als 'vollzogen' erklären, sobald sie (oder ihre Schüler) mal für 5 Minuten am Schweben (oder meinetwegen auch am Fallen) waren und jenen, für die zum Erwachen deutlich mehr gehört, als mal eben kapiert zu haben, dass es kein Selbst gibt. Die pure Erkenntnis, kein stabiles Selbst/Ego usw. zu sein, bewirkt nämlich noch lange nicht, dass die ganzen Mechanismen dadurch unwirksam werden würden. In der Regel resultiert das im vielseits bekannten on and off- Geruckel. Wenn's scheiße läuft bildet sich das Spiri-Super-Ego, welches dann in der Regel hergeht und noch mehr Leuten Unsinn verkauft- und so setzt sich das virulent fort. Und da sind wir meiner Meinung nach auch zur Zeit, wenn ich mich so umsehe in der Spiri-Landschaft.

 

Um das klipp&klar zu sagen: Für mich gehört zwingend zum Erwachen dazu, dass das Ego im Prozess des Erwachens maßgeblich aufgelöst bzw. wenigstens ordentlich aufgeweicht worden ist.  Ein gerüttelt Maß der ganz harten Muster muss aufgebrochen worden sein (die Seite heißt ja nicht umsonst Egobuster). Alles andere ist für mich kein Erwachen, sondern lediglich eine oder mehrere mystische Erfahrungen, die ein Ego gemacht hat. Und das lässt sich insofern feststellen, dass, so wie ich den Begriff gerade eben konstruktiv-radikal definiert habe, es dann eben genau kein on and off geben darf, auch kein Spiri-Super-Ego am Start sein darf, keine Psychose, keine Traumaspalte (Zustand der Dissoziation, für die Fachjargon-Freunde)- und auch kein Kindergarten-Advaita im Sinne vom 'mich gibt’s ja gar nicht- nähnäh!'. Letztere haben die materialistische Weltsicht einfach mit einer nihilistischen ersetzt- also einfach die 1 mit der 0 getauscht- was genau so wenig flexibel und erwacht ist, wie die 1-Weltsicht und mit Neti, neti-Erleben nur sehr wenig zu tun hat.

Schatten- die gibt es auch ab dem Erwachen, völlig klar- aber Schatten sind nochmal was anderes, als knallharte, konditionierte, quasi ins Hirn rein gefräste Muster.

Schatten sind sozusagen wie die Abdrücke eines Fußes im Sand- die Konditionierungen hingegen, sind der Fuß! So wird vielleicht der Unterschied klar. Naja, ich hoffe es einfach mal...

 

Zwischenfazit: Aus meiner Sicht fallen also bereits durch das bisher gesagte etliche Menschen, die sich für erwacht halten raus- wachen also nicht unter dem selben Himmel, meinen irgendwas anderes, als ich, mit dem Begriff Erwachen.

 

[Anmerkung: In Zeiten von Internet-ADHS sind Texte in der Länge, wie ich sie meistens raus haue eher selten. Wird auch gern mal kritisiert- wieso denn so lang? Bei dem Text hier hab ich sogar  wirklich kurz überlegt, ihn aufzuteilen und hätte ich das gemacht, wäre an dieser Stelle Teil 1 zu Ende. Wie Du siehst, habe ich mich aber doch dagegen entschieden (nicht-zwei! harrharr) und schlage vor, dass Du, wenn Du magst, jetzt eine Lesepause machst und später weiter liest. Bis dann!]

 

 

                                                                              ***

 

 

Ein weiterer Punkt, den ich für essentiell halte, um von einem echten Erwachen zu sprechen, der auch sicherlich viel mit dem bereits gesagten zu tun hat, ist die Sache mit dem Nichts und der Stille/Leere/Weite- oder auch dem 'Raum' in dem alles stattfindet.

Ich hab das noch nie so genau gesagt, aber es erscheint mir wichtig, darauf mal hinzuweisen. Nichts ist nicht das Gleiche, wie die andern Sachen (Leere, Stille usw.). Um's mal ganz bös zu sagen: Jeder Depp kann sehr, sehr leicht Stille erleben- die klitzekleine Pause zwischen zwei Bla-Bla-Gedanken- das ist sie schon, die Stille.

Natürlich ist es ein gradueller Unterschied, ob man für Sekundenbruchteile Gedankenstille erlebt- oder für Stunden, Tage, Monate, Jahre- klar, logisch. Und je länger die Stille anhält, umso mehr stellt sich auch das Gefühl von angenehmer Weite ein. Und ja, von einem Erwachten erwarte ich- gemäß meiner Definition, die wie gesagt hardcore ist - dass da vorrangig Gedankenstille ist. Jedenfalls  wenn es um die Blabla-Gedanken geht, die das sogenannte 'default mode network' (DNM- ein neuronales Netzwerk im Gehirn) generiert. Der innere Erzähler also sollte bei einem echten Erwachen, so wie ich das verstehe, vorrangig die Fresse halten. Und wenn er sich doch mal zu Wort meldet, sollte er sofort als das erkannt werden, was er ist: Ego, was versucht sich wieder einzunisten.

Daraus ergibt sich tatsächlich, dass es schon heute möglich ist, ein erwachtes Gehirn von einem nicht-erwachten zu unterscheiden. Es wäre machbar (bzw. wurde auch schon gemacht), Leute in den fMRT-Scanner zu schieben und darauf zu untersuchen, ob und wie viel Aktivität im DNM vorhanden ist.

Ist halt nur sehr, sehr teuer- und dann wäre natürlich spannend zu sehen, wer sich für eine solche Untersuchung zur Verfügung stellen würde- und noch spannender, wer nicht. Ich würd's sofort machen, soviel steht fest. Und auf ne Art würde ich so eine 'Qualitätskontrolle' auch begrüßen- dann wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit auf einmal ziemlich still und leer und weit in der (deutschen) Spiri-Szene. Und  würde somit sicherlich einige Ver(w)irrungen auf Seiten der Suchenden beseitigen. Und vielleicht sogar auf Seiten einiger Lehrer, wer weiß?

 

Aber weiter mit dem Unterschied zwischen Stille/Leere/Weite- und dem NICHTS. In der Stille, Leere, Weite- da ist Leben. Beziehungsweise unendliches Potential für jedwede Erscheinung. Dieses Leben- darauf verweist (u.a.) Eckhart Tolle immer wieder ist in der Stille mit drin. Das ist auch das, was ich meine, wenn ich mitunter von Ereignissen- oder eben potentiellen Ereignissen- IN Bewusstsein spreche. Da ist eine Art Vibration- eine noch formlose Energie. Vielleicht ein bisschen so, wie das Gefühl beim betrachten eines starken Motors. Du stehst vor dieser geilen 8-zylindrigen Maschine und Du spürst förmlich die Kraft, die in ihr wohnt- dabei ist die Zündung noch gar nicht an, der Schlüssel noch nicht mal ins Zündschloss gesteckt- aber in Erwartung dessen britzelt alles schon vor freudiger Erregung. Oder wie elektrostatisch aufgeladene Luft vor einem Gewitter. Oder ein schlafender Tiger. Sowas in der Art.

 

Falls Du Dich gerade über die Beschreibung wunderst: Keine Sorge. Es dauert mitunter ne Weile, bis man in der Stille/Weite das unendliche Potential beginnt wahrzunehmen. Zuerst ist nur kurz Stille- je länger die wird, umso mehr stellt sich die Weite ein- ein sehr befreiendes Gefühl. Und danach kommt dann zumeist das mit dem unendlichen Potential, dem Vibrieren, der ruhenden Kraft.

Somit dürfte hoffentlich klar geworden sein, dass Stille und Weite tatsächlich nicht NICHTS sind. Gedankenstille ist zwar ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium, für das, was ich Erwachen nenne.

Leere oder auch Leerheit- so wie der Begriff im Buddhismus gebraucht wird, ist ebenfalls ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium. Die Erkenntnis, dass jedwede Form essentiell leer ist, also aus lauter anderen Dingen besteht, als aus sich selbst, kann man sich schon rein intellektuell näher bringen. Jedes Ding- eine Orange, ein Mensch, eine Wolke usw. besteht aus anderen Dingen- die bestehen wieder aus anderen Dingen usw. Kein Ding hat eine echte Essenz. Es gibt keine Essenz von diesem Püppi hier- das Püppi besteht aus lauter Nicht-Püppi-Dingen- bzw. wenn man genau guckt, vor allem eben aus gar nix. Es gibt mehr Leere als Materie- schau zum Nachthimmel- damit sollte sich das klären. Leuchtet ein, hoffe ich. Bringt aber keine Erleuchtung, nehme ich an. Und diese Art Leere ist auch nicht NICHTS- nicht?

 

Um das kurz zusammen zu fassen: Mir deucht, dass  manche spirituellen Lehrer Stille und Leere realisiert haben. Jedoch dabei oftmals das Pferd von hinten aufgezäumt wird, weil ja der ganze Ballast noch am Korb des Ballons fest hängt. Überdies ist Stille und Leere nicht NICHTS- sondern das sind sozusagen noch Merkmale/Qualitäten (?) von und in Bewusstsein- soweit klar? Man könnte vielleicht sagen, bis zu dem Punkt: Wir sitzen alle in unseren Heißluftballons, schweben mehr oder weniger konstant- aber der Himmel ist beim Großteil ein aufgemalter- wie im Film Truman Show.

 

Es gibt aber noch mehr. Beziehungsweise noch weniger als das. Und das ist  NICHTS. Ich weiß es natürlich nicht sicher, aber ich vermute doch sehr stark, dass das, wovon ich jetzt überhaupt das erste Mal ausführlich spreche das ist, was mit Nirvana gemeint ist, sofern es nicht um die gleichnamige Band geht. Nirvana, das sage ich gern zum ixten Mal, bedeutet wörtlich 'Erlöschen'. Das ist das, was man vollständig mit dem Ableben erreicht. Und ich behaupte, ich war da neulich- genauer irgendwann im Sommer 2015- für ne kurze?lange?zeitlose? Stippvisite. Und ich erzähle das erst jetzt, weil ich es bis quasi eben gerade weder beschreiben konnte, noch einordnen- was hätte ich also dazu sagen sollen? Eben. Also, hol Dir Popcorn oder nen Bier und mach's Dir bequem:

 

Ich lag eines Abends mit nem Kumpel, der irgendwann vor Jahren mal ein Kensho-Erlebnis hatte auf meinem Riesensofa rum und wir waren am chillen bzw. eigentlich fast am wegpennen. Und auf einmal- BAM.

Alles weg.

Richtig krass.

Wie ein kompletter Stromausfall oder sowas.

Wie ein Kurzschluss.

Da war NICHTS.

NICHTS in seiner absoluten Totalität.

Es war die unmittelbare, alles erschlagende, den Atem enden lassende, paradoxe, ultimative Auslöschung.

Hat nur super-kurz (?) gedauert- aber ich war völlig entsetzt. Da war sie also- schluck- die totale Auslöschung.

Und das war/bin ich. Dieses krasse NICHTS.

Und das hat aber wirklich irgendwie absolut gar NICHTS mit dem HIER zu tun- und doch ALLES.

Alter, wtf?

Zum besseren Verständnis: Nach einem mühsamen Weg der Selbst-Zerstörung (der Splatter-Horror-Teil des Unterfangens) war mir schon einige Monate zuvor der Kopf weggeflogen, als mir das mit dem 'alles ist Bewusstsein' wahrhaft klar wurde- also die gesamte Welt zu Bruch ging. Also:

Ballast los? Check.

Realität durchschaut? Check.

Stille? Check.

Heißt, ich war da schon auf ne Art am schweben, genoß die Weite und die Leere und damit vermittelt auch die Freiheit, die all das schon mit sich bringt. Und dann kam auf einmal das totale NICHTS und stürmte auf mich ein. Nicht zu fassen.

 

Zurück auf der Couch erzähl ich das meinem Kumpel (bzw. versuche es, noch voll im existenziellen Schock) der, wie gesagt, da nicht völlig ohne eigene Erfahrungen ist. Fiel ihm aber, soweit ich mich erinnere, auch nix Sinnstiftendes zu ein. Naja. Also einfach weiter gechillt. Kurze Zeit später,auf einmal wieder: BAM. Alles weg. So ging das, glaube ich ein paar Mal hin und her- schwer zu sagen, rückblickend. Zumal es inzwischen immer auf ne Art präsent ist für mich- es blitzt überall auf bzw. verschwindet immer mal alles und NICHTS zwinkert mir zu. Ein bisschen so, als hätte die Realität einen Wackelkontakt. So, als würden hin und wieder alle Sinne zugleich blinzeln.

 

Naja, jedenfalls, an diesem Abend, als das zum ersten Mal passierte: Das war das krasseste, entsetzlichste, atemberaubendste Nicht-Erlebnis was ich je nicht-erlebt habe- und trotzdem total geil und vielleicht gut darauf hinzuweisen: Ich bin hier und schreibe das hier alles hin. Ich bin also nicht gestorben dabei- auch wenn ich es durchaus für möglich halte, dass dieses Erlebnis bei jemand mit nem schwache Herzen oder so, nen Herzinfarkt mit Todesfolge auslösen kann. Aber hey- in dem Fall wäre derjenige dann immerhin schon da, wo er dann eh gleich landet:

In der Totalität des NICHTS was ALLES ist.

Und das, meine Lieben- das ist das echte Ende des Erwachensprozesses aus meiner momentanen Sicht. Das Ende, was der Anfang ist nach dem dann die Integrationsphase, der Abstieg vom Berg kommt und es immer, immer weiter geht...

 

Denn diese Erfahrung ist es aus meiner Sicht, mit der wirklich und unumstößlich klar wird, was 'ich' eigentlich ist. Ungeboren, unsterblich und nicht mal 'nur' Bewusstsein- sondern noch sozusagen weit davor: die Totalität des Nichts- die Quelle des Bewusstseins und von allem, was sich darin befindet. Der Ort, der keiner ist, der sich vor Raum und Zeit befindet. Das, was Paul Hedderman als 'Square Zero' bezeichnet.

Kurzum: Das ist der Punkt, an dem der Himmel aufreißt und das, was sich wahrhaft dahinter verbirgt geschaut wird. Danach ist der Himmel ein gänzlich anderer als zuvor und wird nie wieder der selbe sein. Wenn man das schaut und überlebt und einen Wimpernschlag später wieder mit dem Kumpel auffer Couch rum lümmelt als wäre nichts geschehen (was ja auch zutrifft, hihi)- dann ja dann kann man wahrlich sagen, bei lebendigem Leib gestorben zu sein- und darüber hinaus. Denn das Grauen, was das ganze Erlebnis zunächst mit sich brachte, war nicht bloß popelige menschliche Todesangst, näh- das war, was noch tiefer liegt- die Angst davor nicht existent zu sein- die totale (!!!) Auslöschung eben. Und dann weiß man auch wirklich, dass nichts und niemand einem irgendwas anhaben kann. Und DAS meine ich auch mit Angstfreiheit- die ist danach nämlich wirklich einfach weg, die Angst, puff.

 Und mit dem vollständigen Wegfall der Angst kommt dann auch die einzige Verpflichtung, die man aus meiner Sicht als Erwachter überhaupt noch hat- das ist die Pflicht zur Wahrhaftigkeit im relativ-weltlichen Sinne, die der Liebe zur absoluten Wahrheit entspringt. Zeugnis ablegen, auch wenn es einen eventuell umbringt.

 

Um das nochmal zusammenzufassen, hier die aus meiner Sicht notwendigen Kriterien, um von Erwachen zusprechen. Ich gehe dabei jedoch nicht davon aus, dass sie vollständig sind. Zum Beispiel lasse ich die Dinge die anwachsen (Gelassenheit usw.) weg- denn die stiften nur Verwirrung, weil man die durchaus auch gänzlich ohne Erwachen erreichen kann. Außerdem können wir auch alle froh sein, wenn das hier nicht vollständig ist- denn dann bleibt noch was für weitere Artikel übrig und dieser hier ufert nicht noch weiter aus, als ohnehin schon. ;-)

  • Wandlungsfähigkeit/Flexibilität/Reflexionsvermögen
  • Wegfall von Angst
  • Ego-Schwächung bzw. Auflösung
  • Erkenntnis von Leere und no-self
  • Gedankenstille/Stille/Weite
  • NICHTS-Erleben
  • Wahrhaftigkeit

 

So. Ich hoffe, es ist mir gelungen, zumindest (m)eine Definition von Erwachen deutlich und nachvollziehbar zu machen. Und jetzt kann wer möchte mal anfangen rumzugucken, wer von den ganzen Spiri-Lehrern die sich da so tummeln zu dem passt, was ich hier versucht habe zu beschreiben- oder auch nicht. Ergänzend zu meiner Definition hier noch ein Link zu einer eh sehr coolen Seite, mit ein paar Richtlinien für die Suche nach einem spirituellen Lehrer.

 

Alternativ kann man das natürlich auch für Unsinn, Märchen oder weiß der Zwerg halten, was ich hier gesagt habe und/oder einfach weiter zu irgendeinem Engel-Bildchen-Maler oder Pseudo-Wissenschaftler oder Show-Hypnotiseur oder, oder..... rennen, klar, steht jedem frei.

 

Jedenfalls ist meine Befürchtung tatsächlich die, dass es nicht auf einmal so viele Erwachte gibt, weil so viele Menschen in dem Sinne, wie ich das gerade skizziert habe auf einmal erwachen wären.

Nein, die Quote ist deshalb inzwischen so hoch, weil die Anforderungen so weit nach unten gerutscht sind. Und das ist ne Milchmädchenrechnung. Das ist gutes, altes Statistiken fälschen und wenn's blöd läuft gefährlich- und wenn's weniger blöd läuft zumindest ärgerlich- weil jede Menge Geld und Lebenszeit verplempert wird. Ähnlich wie bei der Bildungsreform, da wird das nämlich auch ziemlich genau so gemacht. Standards absenken, dann gibt’s mehr Leute mit Abi, alle (Lehrer, Schüler, Eltern und der Staat) freun sich- aber schlauer wird dadurch leider niemand, sieht nur auffem Papier besser aus. Schade drum.

Advantage: Ego.

Nothing new under the sun...

 

 

 

 

 

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Kommentare: 17
  • #1

    Harry (Sonntag, 20 November 2016 02:15)

    Wer darüber redet ist es nicht.
    Wer es ist redet darüber nicht.
    DAS ist das Beste was ich bisher gelesen habe.

  • #2

    Harry (Sonntag, 20 November 2016 02:22)

    Beinahe vergessen.
    Auch ein Link:
    http://www.leelozowick.com/

  • #3

    Egobuster (Sonntag, 20 November 2016 02:35)

    Ja, so ähnlich fängt das Tao te king an- und danach kommen dann 81 Kapitel. ;-)

  • #4

    Sascha (Montag, 21 November 2016 12:35)

    Genialer Text. Ich liebe diese Mischung aus Humor & Klarheit!

    "[...]dann wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit auf einmal ziemlich still und leer und weit in der (deutschen) Spiri-Szene." Made my day! :D

  • #5

    Rosemarie (Montag, 21 November 2016 13:31)

    Sau geil, direkt und ehrlich - danke!
    (Habe keine Homepage)

  • #6

    Egobuster (Montag, 21 November 2016)

    Herzlichen Dank Euch!

  • #7

    Eileen (Montag, 21 November 2016 22:59)

    "Erwachen selbst: Macht das Püppi nicht, kann es auch nicht machen."

    Bei vielen Suchern steht bei ihrem Bestreben zu Erwachen die "Weg vom (pösen) Ego" Motivation im Vordergrund. Resignierend stellen sie früher oder später fest, dass das so nicht funktioniert.

    Die Püppies benötigen, damit "die Richtung stimmt", (vom spirituellen Coach) als Orientierungshilfe und zweite Kraftquelle die "Hin-zum-Freisein"-Motivation.

    Einhergehend mit dem lebendigen Imaginieren des Ziels (in Vorstellung) entwickelt sich erst das Ziel zu einem (sogenannten) neuen "Attraktor" (von lat. atrahere = anziehen). Wir kennen dies aus der Psychologie - Selbstprogrammierung: Dadurch kommt es im Organismus zu spontanen ideodynamischen Bereitstellungsreaktionen sensorischer, motorischer, kognitiver und affektiver Art, die ...wirken.

    Im spirituellen Entwicklungsprozess bewirkt diese Anziehungskraft explizit ein brennenden Verlangen, dem - zunehmend - alles andere untergeordnet wird. Dieses brennende Verlangen wiederum ist der Boden, auf dem Erwachen schlussendlich geschieht ...viel wahrscheinlicher als "der plötzliche Blitz aus heiterem Himmel".

    Evolution und Involution: In dem Maße wie der Mensch auf Gott zugeht, kommt er ihm entgegen!

  • #8

    Egobuster (Montag, 21 November 2016 23:53)

    HI Eileen!
    Ja, das sind gute Punkte- darüber hatte ich auch schonmal was geschrieben- finds aber gerade nicht. Als Initialzündung ist Leiden (unter Ego) völlig ok- aber dabei kann es nicht bleiben- irgendwann muss zB auch der Wunsch, hinter die Kulissen zu gucken stark stärker werden. Das fasse ich hier in diesem Artikel alles relativ grob unter Ballast vom Heißluftballon abwerfen zusammen. Vor allem deshalb, weil mein Fokus hier darauf lag, auch für 'Außenstehende' einigermaßen überprüfbare Kriterien für 'Erwachen' bereit zu stellen.
    Über den Weg dahin schreibe ich ja sonst vorrangig- evtl. gibt 'F:E:W: das wenige, was es zum Erwachen braucht' (u.a.) ein wenig mehr Aufschluss über den Weg.
    Alles Liebe!

  • #9

    Margret (Mittwoch, 23 November 2016 14:06)

    Ich bin nicht mehr ganz jung...Stelle aber fest ,was Egobuster hier und an anderen Orten schreibt entstammt einer zeitlosen Dimension. Es spielt somit keine Rolle ob ich 17 oder 70 bin.Danke Egobuster..freue mich auf folgende Beiträge.
    Lb.Gruss Margret

  • #10

    fredoo (Montag, 05 Dezember 2016 17:18)

    willkommen ... :D
    der letzte Absatz ( Sofa und und ) umschreibt/beschreibt was mit "Erwachen" hilfsweise ( mangels besseren Vokabeln ) gemeint ist ... alles fällt ab / stürzt ab / ... und NICHTS ( nicht etwas ) bleibt übrig ...
    nothing more to say ...

    alle Kriterien von Dir zuvor sind Konzept-Spielerei ... in der Resumee mit dem (Nicht)Ereignis verwechselt wird .
    genau wie es die zuvor von Dir so gescholtenen "Spiri-Gurus" tun / taten / und tun werden .
    oft ... und da stimme ich Dir zu ... ohne überhaupt dieses "Übrigbleibende" je in seiner Auschließlichkeit und Unmittelbarkeit je bemerkt zu haben ...

    Und "da ist ES" ist jedoch gar kein einmaliges ( gar zu erreichendes ) Ereignis .
    Es "durchwirkt" wie der Kettfaden den Teppich der Lebensgeschichte .
    Immer ... auch ... zu bemerken ...
    Ohne den der Teppich nie in Form kommen könnte .
    ES "konfiguriert" (= ermöglicht ) die Form der Lebensgeschichte .

    JEDOCH

    Es ist oft "unbemerkt" ( genauer gesagt fast immer ) da der Blick des Bemerkens fasziniert (!) ist von der Vielfalt und der Buntheit der Schussfäden des Teppichs ..
    DA ist ES immer ... und ... wie gesagt ... ohne ES kein Teppich ...

    Manchmal nun , verblassen die bunten Schussfäden ,
    oder sie werden durch das Drama der Geschichte "verschlissen" ,
    oder ein Ereigniss (Schock und ähnliches ) geht tiefer als üblich ,
    oder der "Bemerkende" Blick ist von tiefer Neugier geleitet ,
    und wird in Ernsthaftigkeit und Zähigkeit geführt ...

    dann ... wenn es den Göttern so gefällt ( :D ) ... kann ES , der Schussfaden , bemerkt werden ...
    Und ... soweit ich weiß ... nur dann ...
    Manchmal ist der "er-gründende" Blich schon angeboren ...
    wie wohl bei Ramana und Stephan Jourdain ...
    Und das "Bemerkende" findet bereits in jungen Jahren statt ...
    Manchmal gibt es diverse Schussfäden der Vor-Geschichte ...
    Doch ... werte Egobuster ... dies ist und bleibt ... für ES völlig irrelevante "Schussfaden-Geschichte"
    so wie es auch deine "Kriterien" sind ...
    alles nur bunte Form ...

    ES ist stets nur und ausschließlich ( ! ) der schlichte "Schussfaden" ...
    das "Bemerken" bemerkt NUR und AUSSCHLIESSLICH diesen Schussfaden ...
    anderes kann nicht "bemerkt" werden ...
    ist da "anderes" ... ist da Erfahren ...

    hätte dies Bemerken ( in dem sie ja das Bemerkenswerte "selbst" bemerkt ) so etwas wie Bedingungen oder Voraussetzungen oder Auswirkungen oder Bedeutungen oder Notwendigkeiten
    ... dann ... ja dann ... würden wir hier wieder über Schussfäden schreiben ... :D

    fredoo
    Da hat sich dann , warum auch immer ... eine Art künstliches Renomee aufgebaut ...

  • #11

    Egobuster (Montag, 05 Dezember 2016 18:45)

    Hi Fredoo!

    Danke für Deine Gedanken zum Artikel.
    Es ist nicht ganz unwichtig sich klar zu machen, für wen ich vorrangig solche Artikel schreibe- das sind in der Regel Suchende.
    Wobei es, wie Dir sicher bekannt ist, inzwischen sehr viele Menschen gibt, die sich als erwacht bezeichnen- jedoch eben genau nicht so ein 'Couch-Erlebnis' hatten. Dahingehend war mein Anliegen auch, da mal ein paar Sachen klar zu stellen- sowohl für mich selbst, als auch für Suchende.
    ob das dann Dir oder jemand anderem wie Spielerei vorkommt oder nicht, nehme ich dafür in Kauf- man kann es eh nie allen recht machen. ;-)
    Wenn ich hin und wieder mal mit einem Erwachten 'real life' Kontakt habe, sieht das dann zumeist auch eher so aus, dass wir Backgammon spielen oder ein Bier trinken- was soll es da auch zu reden oder diskutieren geben? Eben.
    Ich stimme Dir zu, für 'Es' sind all diese Kriterien völlig irrelevant- nicht jedoch für die Menschlein, die 'Es' spielt. Genau darum geht es mir auch, wenn ich zum Beispiel die Metapher mit dem Heißluftballon bemühe. Nachdem ich schon mehrfach miterleben musste, was passiert, wenn Jemand ein Erwachenserlebnis hat und dafür nicht vorbereitet ist (Psychosen, Suizidversuche and the like), ist mir das ein Anliegen. Und das Anliegen wurde 'mir' im Sinne von Püppi aus irgendwelchen Gründen in meinen Lebensteppich gewebt. Da der Punkt eindeutig in meinem Skript steht, genau so wie eindeutig drin steht (jedenfalls zur Zeit), dass ich den Weg zum torlosen Tor hin sehen und beschreiben soll, mach ich das- solange, bis eventuell was anderes ansteht.
    Darüber, dass man ohnehin immer nur zu einem Zeitpunkt einen gegebenen Aspekt beleuchten kann und dafür notwendigerweise kurzfristig einen bestimmten Standpunkt einnehmen muss, bin ich mir vollkommen bewusst. Wenn Dich das Thema interessiert, sei Dir mein Artikel 'Neti, neti, baby!' ans Herz gelegt- da geht's auch nochmal eingehender um das Absolute und das Relative.

    Alles liebe Dir!
    Verena

  • #12

    fredoo (Montag, 05 Dezember 2016 20:22)

    werte egobuster ... meine "couchnummer" ist 2008 von statten gegangen ... bei mir war es auf meinem teppich ( vielleicht mag ich deshalb die teppich-analogie ) ... als sich plötzlich ohne erkennbaren grund und ohne jegliche veranlassung die wahrnehmung von ... nach außen gerichtet zurück auf sich selbst richtete , und den herr fredoo als bald auf der reise zur WAHRNEHMUNG selbst hinter sich ließ ...
    erstaunt diesen herrn fredoo wieder vorzufinden , er hatte also dieses stürzen in die unendlichkeit überlebt , habe ich dann begonnen , da ich recht schwatzhaft bin , darüber /davon zu erzählen .
    und war baff erstaunt , wieviele derer "davorne" und noch viel mehr derer "davor" irgendwie etwas viel großartigeres , bewusstseinserweiterndes , gar dimensionserhöhendes behauptete .
    mir blieb nur diese schlichte , irgendwie höchst banale UNMITTELBARKEIT zu berichten .
    es gehört zu den großen freuden dieser zeit , dass sich doch , zugegeben nur einige sehr wenige fanden , die ich als komplizen der schlichten KLARHEIT erlebte ...
    ohne diese wenigen hätte ich wohl recht sicher den weg des klappehaltens eingeschlagen ( ich bin aber noch immer wieder mal dazu versucht ) ...
    so , aber ... bleib ich dabei ( egal wer mir da gegenübersitzt , und wer da wo auch immer "abgeholt" werden müsste , vom einzigen zu berichten , was mir relevant scheint ... von dem was sich DA zeigt , zeigte , und immer wieder aufs neue zeigt ... dies bedarf nach meinem Dafürhalten keiner zusätzlichen " besser verdaulichen" ErklärungsDekorationen von irgendwelchen Vorbereitungen und ähnlichem ...
    wer sollte da wo durch was "abgeholt" werden können ?
    wenn überhaupt , beliebt es der Gnade selbst , zu der ihr passend erscheinende Zeit , und den ihr genehmen Umständen uns Menschlein die WAHRHEIT zuzumuten ... egal was da besagtes Menschlein zuvor zu strampeln beliebte ...
    nix gegen Strampeln ... kann viel Spass machen und ist oft feiner Zeitvertreib ... für beide ... für den Strampler ... und für den , der zum Strampeln anleitet ... Jedoch ... es verbleibt stets ... Strampeln .

    Anderes zu behaupten , wenn sich tatsächlich die einzige WAHRHEIT des leeren MOMENTES zeigte , findet mein erstaunen ...

    fredoo

  • #13

    Egobuster (Montag, 05 Dezember 2016 23:58)

    HI Fredoo!

    danke für Deine Antwort.
    'und war baff erstaunt , wieviele derer "davorne" und noch viel mehr derer "davor" irgendwie etwas viel großartigeres , bewusstseinserweiterndes , gar dimensionserhöhendes behauptete .'
    --> dieses Erstaunen, bishin mitunter zu schierem Entsetzen ;-), teile ich mit Dir.
    Und, das hab ich vorhin vergessen zu erwähnen: Bislang habe ich nur erstaunlich wenige, besonders derer 'davorne' finden können, die dieses Erlebnis hatten- umso schöner, da mal jemand zu treffen, der DAS auch kennt.
    Der Rest sind einfach unterschiedliche Erfahrungswerte. Für ein spontanes Erwachen, so wie Dir das, wenn ich das richtig verstanden habe, passiert ist, gibt es absolut keinerlei Vorbereitungen- völlig klar.
    Insofern völlig nachvollziehbar, dass Du weder etwas zum 'Weg dhain' zu sagen hast- ncoh das überhaupt für relevant hältst.
    Im Gegenteil: Ich finde es grundehrlich, wenn Du bei dem, was Du erlebt hast bleibst, davon berichtest und dies auch Deine Sicht auf die Sache ist.
    Nur ist das, was ich erfahren habe- bis zu dem Couch-Ding nunmal was gänzlichst anderes. Und ich lehne mich auch nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sich zB mal Traditionen wie Zen anschaut, dass es durchaus Mittel und Wege gibt, die 'Wahrscheinlichkeit', dass man sozusagen über den Rand der Welt (und wieder zurück) purzelt, deutlich zu erhöhen. Das dürfte sich shcon allein in nackten Zahlen ausrücfken lassen- ich meine damit, dass es mit Sicherheit deutlich mehr Erwachte Zen-Praktizierende (zB) gibt, als erwachte Heroin-Junkies oder Leute, die einfach so beim Kartoffel schälen 'dort' gelandet sind. (Auch wenn eine wie auch immer geartete Vorbereitung natürlich keine Garantie ist, klar.)
    Vor allem kann man das Risiko dabei ernsthaft Schaden zu erleiden (Stichwort Psychose u.a.) deutlich minimieren, indem man vorab bei sich aufräumt. Das minimiert nebenbei auch die andere Gefahr in Richtung 'Spiri-Super-Ego' abzudriften.
    Mein Weg, so wie ich das erlebt habe, folgte jedenfalls einer recht deutlichen Stringenz&Konsequenz- auch wenn ich einige Zeit keine Ahnung hatte, was ich da eigentlich treibe und erst, als ich auf die Bücher von Jed McKenna stieß, wusste was los ist.
    Und wenn man seinen Rat befolgt- nämlich alles, alles auszuradieren, was nicht wahr ist, im absoluten Sinne- dann landet man, anscheinend unweigerlich (?) bei Nichts.
    So ging es mir und etlichen anderen, die ich kenne, die ebenfalls seine Bücher gelesen und befolgt haben.
    Das schmälert oder diskreditiert in keinster Weise Deine Erfahrung.
    Selbiges gilt auch umgekehrt- denn 'nur' weil es für Dich ganz anders war, gibt es keinerlei Grund, meine Erfahrungen als 'Dekoration' oder Spielerei o.ä. abzutun.
    Kannste natürlich trotzdem weiterhin so halten- ändert aber nix. :-)
    Weder an meinen Erfahrungen- noch an meinem Anliegen oder meinem Arbeitsansatz.

    Alles liebe!
    Verena

    PS: Der Treppenwitz dieser Geschichte ist übrigens, dass mir bisher meistens genau das umgekehrte passiert ist, als hier mit Dir: Das Erleben des totalen Nichts wird mir nicht geglaubt und deshalb dann diese 'Nicht-Erfahrung' versucht als Unsinn, Einbildung etc. auszureden. Bottom Line von beidem ist für mich: Menschen fällt es grundsätzlich schwer, wenn sie eine Erfahrung nicht selbst gemacht haben, diese dem anderen dann nicht streitig zu machen. Das gilt für mich ebenso, wenn es um Engel, Arkasha-Gedöns usw. geht- ich hab noch nie nen Engel gesehen, glaub nicht dran- also: Mumpitz ;-)

  • #14

    Ralph Byrszel (Mittwoch, 04 Januar 2017 16:08)

    Liebe Verena,
    toller Text!
    Ich muss beim Lesen immer wieder schmunzeln über deine Formulierungen, deinen Stil zu schreiben.
    Inhaltlich sprichst du mir völlig aus dem Hirn und Herz, kann dir da nur in allen Punkten zustimmen.
    Ich finde, du beschreibst das sehr schön anschaulich und klar mit guten Beispielen und Metaphern.
    Und schön zu lesen, dass du das wohl genau so erlebt hast, wie ich. Ich könnte das ziemlich genau so beschreiben. "Lustig" fand ich bei meiner "Erfahrung", als das Nichts wahrgenommen wurde, dann noch so eine innere Stimme sagte: so und jetzt schau mal was hinter dem Nichts ist. Und dann machte es nochmal "Bumm" und es gab noch nicht mal mehr Nichts, weder Nichts, noch Etwas, noch Nicht-Nichts, eben dieser "Zustand" in dem es keine Worte, keine Gedanken mehr gibt, vielleicht könnte man von purer "Wahrnehmung" sprechen.
    Und dass mit der Angst wurde genau so erlebt, es hat sie einfach weggeblasen. Ganz selten schleicht sie sich noch mal von hinten an - und bekommt dann sehr schnell einen Arschtritt ;-)
    Ich teile auch deine Sichtweise, dass vermutlich viele "spirituelle Lehrer" dieses Nichts nie "erlebt" haben. Ich konnte mich bisher leider auch nur mit sehr wenigen darüber austauschen, was sie wirklich erlebt haben, beim Erwachen. Ich glaube, dass viele, die sich für erwacht halten irgendwelche mystischen, tiefen, grandiose Erfahrungen gemacht haben, ohne dass es zu einem wirklich Switsch geführt hat. Eben eine tolle Erfahrung, so wie viele "tolle" Erfahrungen im Leben kommen und gehen, oder wie ein toller Film, den man im Kino gesehen hat, wo man anschließend noch ganz beeindruckt und berauscht ist und dann verblasstes nach einer Weile und ist dann nur noch eine schöne Erinnerung. Oder eben viele, die nach einer "tiefen Erfahrung" glauben, sie seien endgültig "fertig" und nicht weiter gehen.
    Freu mich schon, dass wir uns wohl demnächst live begegnen.
    LG Ralph

  • #15

    Egobuster (Mittwoch, 04 Januar 2017 16:39)

    Hi Ralph!

    vielen Dank für Dein ausführliches Feedback!
    Und ach mensch, das ist sehr schön- endlich mal jemand, der weiß, wovon ich rede! Ja sind wohl echt nicht viele, die das 'erlebt' haben...
    Umso mehr freu ich mich darauf, Dich demnächst zu treffen! Dann haben wir sicher Zeit uns in Ruhe auszutauschen.
    Alles liebe Dir und bis dann!
    Verena

  • #16

    Rene (Montag, 16 Januar 2017 19:03)

    Da habe ich doch wirklich Glück das ich hier gelandet bin! War es wirklich nur Glück? Egal, Jedenfalls danke für alles bis jetzt!

  • #17

    Klaus (Sonntag, 29 April 2018 13:01)

    Ja, um so mehr ich davon lese, um so größer wird mein Wunsch ähnliche Erfahrungen machen zu dürfen. und ich bin sehr froh darüber, dass es Verena gibt. Sie hat mir schon viel geholfen Ballast abzuwerfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Und einen Skout zu haben, der einem den Weg zeigt, ist von unschätzbarem Vorteil. Klar muss man dann selbst gehen. Egal ob erwacht oder nicht erwacht, was spiel das eigentlich für eine Rolle? So wie ich das bisher verstanden habe, muss man sowieso irgendwann allein weiter gehen. Und ich habe verstanden, dass man dabei aber auch nicht allein ist, weil ja doch wohl alles mit allem verbunden ist. Der einige Unterschied von mir zu einem Erwachten ist wohl, dass ich das noch nicht bewusst merke, was ich intellektuell erklären kann. Und genau dieses bewusst spüren reizt mich ungemein. Und ich kann mir vorstellen, dass es anderen Suchenden ähnlich geht.

    Liebe Grüße
    Klaus